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Lifestyle – 52 Tage in Val de Vie

Erstmals wohnen wir fast zwei Monate an einem Stück nicht in Kapstadt. Unser Lebensmittelpunkt von November 21 bis Januar 22 ist das Val de Vie Estate in Paarl, in der Drakenstein Community, etwa 45 Kilometer von Kapstadt entfernt. Wir genießen die außergewöhnliche Ruhe und hohe Sicherheit im Estate, nutzen die sehr gute Freizeit-Infrastruktur und erobern in vielen kulinarischen „Ausfahrten“ die umliegenden Winelands.

Wir wohnen im Polo Village, eine Sektion im Estate mit 60 Wohneinheiten, direkt gegenüber vom L´Huguenot Wine Cellar, der Fleet Coffee Roastery, dem Deli und einem Verwaltungsgebäude mit Ärzten verschiedener Fachrichtung. Sehr zentral gelegen im etwa 1.000 Hektar großen Estate.

Die Einfahrt zum Polo Village

Die Wohneinheiten sind Apartments. Für die ersten sechs Wochen haben wir ein Apartment im Erdgeschoss, für die restliche Zeit sind wir im 1. OG

Rechts das kleine Deli, daneben die Fleet Coffee Roastery mit Terrasse

Ja, peace of mind, wer Erholung von städtischer Vitalität und Hektik sucht, ist in Val de Vie genau richtig. Aber, Ruhe kann auch mit Langeweile assoziiert werden. Viel los ist im Estate nicht. Als wir am ersten Tag im Restaurant Polo Pavilion by Back´s die Managerin fragen, was denn an Silvester im Estate angeboten würde, schaut sie uns verdutzt an „Do you look for party or do you want to relax“. Zu dem Zeitpunkt verstehen wir die Reaktion nicht, nach fast zwei Monaten schon. Primat des Privaten – so würde ich die Philosophie im Estate umschreiben. Soziale Events gibt es nur vereinzelt, die Administration, Home Owners Association, scheint wenig empathisch für festliche Anlässe zu sein. Im Dezember sehen wir keine, wirklich keine Weihnachtsdekoration im Estate, weder öffentlich noch privat. Nur im EVERGREEN, das Wohnviertel für 60+, gibt es Anfang Dezember einen Weihnachtsmarkt. Silvester ist tote Hose. Soziale Aktivitäten finden wohl primär im privaten Rahmen statt. Bei der relativen Enge der Häuser und Grundstücke in vielen Sektionen naheliegend, sofern die Eigentümer vor Ort sind. Manchmal ist das Estate wie ausgestorben, vor allem in den Abendstunden bleiben viele Wohnungen / Häuser dunkel.

Ob Val de Vie das sicherste Luxus-Lifestyle Estate in Südafrika ist, kann ich nicht sagen. Sicher ist es allemal. Ein Wachdienst patrouilliert 24 Stunden, biometrische Kontrolle an den Ein – und Ausfahrten – für mich ist es die rechte Hand, die ich über die Scanner ziehen muss -, rund um das ca. 1.000 Hektar große Estate elektrifizierte Zäune, 112 Kameras auf dem Gelände, Speed limit 40 km/h und zwischen den einzelnen Wohngebieten Schranken, die nur mit einem alle 14 Tage wechselnden Access Code zu öffnen sind. Wie sagt eine südafrikanische Freundin: „When you enter Val de Vie you leave South Africa. When you drive out, you enter South Africa“. Kriminalität kommt praktisch nicht vor, obwohl es durchaus auch kleinere Diebstahldelikte gibt. Denn, so die Marketing Managerin Marli van Schalkwyk, arbeiten im Estate fast 7000 externe Arbeitskräfte. Da bleiben wahrscheinlich trotz akribischer Sicherheitsüberprüfungen solche Delikte nicht aus.

Das ist die jüngere Einfahrt ins Estate. Liegt an der R 45

Das ist die historisch erste Einfahrt. Zufahrt von der R 301

In 80 Prozent der Fälle ist die Farbe grün

Die einzelnen Wohngebiete sind durch Schranken geschützt. Der Access Code wechselt alle 14 Tage

Interessant ist auch die Geschichte des Estate. Im Jahr 2001 fliegt ein gewisser Martin Venter über das Tal, sieht dieses Gelände am Berg River mit einer herunter gekommenen Wine Farm und eingerahmt von verschiedenen Bergzügen, und entscheidet sich spontan für ein Projekt, dort ein Estate wachsen zu lassen. Der Name ist schnell gefunden: Valley of Life, Val de Vie. Über 450 Millionen Rand werden in die Infrastruktur investiert, bevor im Jahr 2007 die ersten Häuser entstehen. 2015 zählte man schon mehr als 400 Wohneinheiten, darunter das Polo Village, das ein Jahr zuvor fertiggestellt wird. Und dann geht es Schlag auf Schlag: Neue Wohngebiete werden erschlossen, ein Brücke über den Berg River gebaut, eine interne Verbindung von Val de Vie zu Pearl Valley geschaffen, neue Freizeiteinrichtungen wie der 50 Meter Outdoor Pool (2018) eingeweiht. Im März 2020 wird die erste Phase von EVERGREEN, das exklusive Wohngebiet für 60+, abgeschlossen. Weitere Phasen sind gegenwärtig in der Planung.

Der wunderschöne Pool am THE YARD

Val de Vie wächst und wächst. Marli sagt mir, dass 80 Prozent der Eigentümer aus der Provinz Gauteng kommen und nur knapp sechs Prozent aus dem Westkap, in erster Linie Kapstadt. Damit ist Val de Vie fest in südafrikanischer Hand. Die restlichen internationalen Investoren, ca. 14 Prozent, kommen vorwiegend aus Europa. Vor allem für das EVERGREEN ist Europa der wichtigste Markt. Für dieses spezielle Wohngebiet sind weitere Housecare Facilities und auch ein Ableger der Mediclinic Paarl in Planung.

Rund um das Polo Village findet man diese Schilder

Gewässert wird regelmäßig

Mit dem Wachstum der Einwohner einher gehen verschiedene Investmentpläne für soziale Infrastruktur. So sollen vor den Toren des Berg River Gate an der R 45 eine Tankstelle und ein Einkaufszentrum entstehen, im Estate rund um THE YARD (eine Ansammlung von Restaurant, Gym, Tennisplätzen, Outdoor Pool, Apotheke, Standard Bank, Shops und Büros) ein Hotel, weitere Restaurants und eine Solar Farm. Auch das Polo Village soll deutlich erweitert werden. Der Name kommt vom angrenzenden sportlichen Schwerpunkt in Val de Vie. Zwei riesige Spielfelder und mehr 100 Stallungen prägen das Gesicht im Herzen des Estate. Hier dreht sich alles um Pferde. Vom normalen Reitunterricht bis zum professionellen Polo. Golf wird in Pearl Valley gespielt.

Hier einige Polo-Impressionen:

Aktuell sind die “Polo-Tage” Mittwoch und Sonntag

Der Blick aus dem Club House

Und hier der Blick auf das Spielfeld am Club House

Neben THE YARD gibt es noch das LIFESTYLE AND WELLNESS CENTRE: Indoor Pool, 25 Meter, Gym und Tennisplätze.

Nur 200 Meter vom Polo Village entfernt

Squash Courts, Padel Tennis Courts, Saunas, Outdoor Gym, Basketball half court, Soccer and Rugby Fields komplettieren das außergewöhnliche Sport-Angebot. Hinzu kommen die Walking und Biking Trails. Wer will, kann im Estate einen Marathon laufen. Ich bin in den 52 Tagen 17 x in fast alle Ecken des Estate gejoggt. Es ist nie langweilig geworden.

Sehr schön für Jogger die kleinen Wege zwischen und in den Wohngebieten

Die Lebensqualität im Estate ist sehr hoch. Über dauerhafte Nachbarschaftskontakte kann ich wenig sagen. Hervorzuheben ist, dass Kinder unbeschwert spielen können. Ein kleines Paradies. Allerdings hat das Estate keine Schule, die Kinder müssen in die privaten und öffentlichen Schulen nach Franschhoek und Paarl. Für die ganz Kleinen, Alter 2 – 5, bietet Val de Vie die Vorschule Kinder Ark. Nach meiner Beobachtung wohnen viele Familien mit Kindern im Estate.

Atmosphäre im Restaurant Wijn

Für das leibliche Wohl ist zwar bestens gesorgt, aber von „World Class Hospitality“, wie im Corporate Folder angepriesen, sind die Restaurants allerdings noch ein Stück entfernt. Alle drei Restaurants, Wijn, Reuben´s Cafe und Polo Backs´, sind gutes Mittelmaß. Ach ja, noch ein Wort zum L`Huguenot Wine Tasting. Wir wurden abgewiesen, da wir nur zu zweit waren. Erst ab sechs Personen lässt sich der Weinkeller mit übrigens nur durchschnittlichen Weinen herab, ein Tasting anzubieten. Das Deli ist gut sortiert, der Kaffee bei Fleet ausgezeichnet. Es ist sehr angenehm, diese kulinarische Infrastruktur vor Ort zu haben. Wer aber Fine Dining sucht, muss das Estate verlassen.

Für die einzelnen Wohngebiete gibt die Home Owners Association (HOA) Design-Guidelines vor. Der Kunde kann aus einem festgelegten Architekten-Panel wählen, aber auch seinen Architekten beauftragen. Je nach Größe des Grundstücks sind die Häuser großzügig bis pompös, im EVERGREEN allerdings recht klein. Manche liegen Mauer an Mauer, andere in der Nähe der mehr als zehn Seen.

Zu den Besonderheiten von Val de Vie zählen auch ein Hundepark, verschiedene Picknick-Bereiche, ein 4.3 Hektar großes Game Reserve mit Zebras und Springböcken, Kinderspielplätze, 37 Hektar geschützte Fynbos-Flächen und private Farmen, die auch das Estate beliefern.

Pearl Valley, seit Ende der neunziger Jahre als Wohn-und Golfgebiet ausgewiesen, wurde 2016 integriert. Um den international bekannten Jack Nicklaus Golf Course gruppieren sich Häuser, Seen, ein Hotel und das Clubhouse mit einem Restaurant. Optisch sehr schön.

Im Club House auch das Restaurant mit sehr schöner Terrasse – Blick auf den Golfplatz

Wir wollen diese Golf-Option nutzen, um uns fit und fitter zu machen. Als wir im PRO Shop nach den Möglichkeiten fragen, sind es Kontaktdaten von zwei Golflehrern, die wir bekommen. Wir rufen den ersten auf der Liste an und vereinbaren einen Termin. James, sehr sympathisch, erklärt uns, dass wir natürlich private Golfstunden nehmen können, einen richtigen Golfkurs gäbe es allerdings nicht. So fangen wir an, merken aber, dass James wenig Zeit hat. So bleibt es in den ersten drei Wochen bei einer Stunde pro Woche. Zu wenig für unsere Ambitionen. Wir fragen nach Übungsmöglichkeiten auf der Driving Range. Nein, sei nicht erlaubt, weil wir keine Mitglieder im Club seien. James stellt uns allerdings zwei Schläger zur Verfügung, mit denen wir  auf einem Nachbar-Estate, Boschenmeer, etwa fünf  Kilometer von Val de Vie entfernt, üben können. Schade, unsere Golfambitionen enden als Flickwerk. Ich sehe bei mir zwar Fortschritte, bin aber enttäuscht, dass ich nicht mehr üben kann.

Nun gut, ab Ende des Jahres werden wir in Kapstadt wohnen und dann in Green Point den Metropolitan Golf Course kennenlernen.

Und wie lautet mein Fazit?

Val de Vie ist trotz Rebenbegleitung nicht der Weg ins Retirement-Glück

Wir haben die Zeit im Estate sehr genossen. Haben in Kombination mit unseren Restaurantbesuchen auf Weinfarmen super entschleunigt. Haben das sportliche Angebot genutzt – leider gab es keinen Fahrradverleih. Tagsüber waren wir unterwegs, abends in unserem Apartment. Soziale Kontakte im Estate waren selten, was sicher auch der aktuellen coronapolitischen Lage geschuldet war. Zugegeben, wir waren sehr zurückhaltend, insbesondere in den letzten 14 Tagen vor der Rückreise nach Deutschland, denn wir wollten um jeden Preis einen positiven PCR Test vermeiden. Deshalb haben wir uns auch am 7. Januar in Paarl den Booster geholt. Glücklicherweise wurde Südafrika am 4. Januar vom RKI von der Liste der Virusvariantengebiete gestrichen. Sonst hätten wir in Deutschland, trotz Booster, 14 Tage in Quarantäne gemusst. Reisen in diesen Zeiten ist aufregend und nur bedingt planbar.

Würde ich statt in Kapstadt in Val de Vie wohnen wollen? Die Antwort ist klar: NEIN. Es würde mir vor allem an drei Dingen fehlen: Atlantik, Dynamik, soziale Kommunikation. Sea Point ist für mich die beste Wahl.

 

 

 

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