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Flamenco – Kunst, die begeistert

Der spanische Dichter Federico Garcia Lorca machte 1922 bei einem Vortrag in Granada mit bewegenden Worten den cante jondo unsterblich: „Er ist tief, wahrhaft tief, tiefer als alle Brunnen und Meere, die uns umgeben, viel tiefer als das heutige Herz, das ihn hervorbringt, und die Stimme, die ihn singt.“ In Sevilla besuchen wir natürlich das Flamenco-Museum und zwei touristische Aufführungen. Bei der ersten einstündigen Show ist Fotografieren erlaubt. Bei der zweiten, intimeren Show im Stadtteil Triana, auch 60 Minuten, ist Fotografieren verboten.

Die Flamenco-Bühne in Triana. Kein Vergleich zum Teatro Pathe´, Ort der ersten Show

Der cante jondo ist elementar für die Kunstform, die sich Flamenco nennt. Begleitet von baile, dem Tanz, und toque, dem Gitarrenspiel. Für den Laien, und das sind die meisten Touristen, wir eingeschlossen, steht der Tanz im Fokus. Die ausdrucksstarken Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer, die Dynamik der Füße, die disziplinierte Führung der Hände und Arme, Ernsthaftigkeit und Konzentration in der Mimik. Flamenco ist jedoch viel mehr. Vor allem berührt die für unsere Ohren zum Teil gewöhnungsbedürftige Tonalität des von der arabischen Kultur geprägten Gesangs. Die Sänger, es sind nur Männer, suchen mit ihren Stimmen nach Gefühlen, modulieren die Stimme bis zur Schmerzgrenze. Sie pressen, halten Töne, schluchzen. Dazu das intensive Spiel der Gitarre und die von formaler Strenge geleitete introvertiert-extrovertierte Performance des Tanzes – eine faszinierende Kombination.

Vermutlich im fünfzehnten Jahrhundert kam der Flamenco durch gitanos, Zigeuner, nach Andalusien. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich dann neue Musik -und Tanzformen integriert, der Flamenco ist aus einem privaten Ritual in den andalusischen Bergen zu einem weltweiten, kommerzialisierten Phänomen geworden. Seit November 2010 gehört er zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit, UNESCO-zertifiziert. Der Begriff leitet sich vom Wort fellahmengu ab, das im Arabischen geflohener, vertriebener Bauer bedeutet.

Das Museum liegt versteckt in der Altstadt

Stillleben auf der Bühne

Das interaktive Museum für den Flamenco-Tanz ist ein MUSS. In Saal 1 werden die kulturellen Ursprünge des Flamenco vorgestellt. In Saal 2 lernen wir die wichtigsten Tanzstile kennen, die Freude, Einsamkeit, Tod, Verführung, Eleganz oder Nostalgie ausdrücken. Saal 3 beschreibt den Weg des Flamenco-Tanzes auf gesellschaftlichen Treffpunkten bis in die Gegenwart. Saal 4 widmet sich berühmtem Tänzerinnen und Tänzern im 19. und 20. Jahrhundert und deren Accessoires. Und schließlich genießen wir in Saal 5 auf einer riesigen Leinwand eine zeitgenössische Choreographie, die den Tanz als duende, als Leidenschaft des Lebens, zusammenfasst.

Interaktive Monitore vermitteln die Technik des Tanzes. Der Flamenco beginnt mit der Platzierung des Körpers. Aufrechte Position, gerade Wirbelsäule, hoch erhobener Kopf. Da er ein Tanz der Erde ist, suchen Beine und Füße den Boden nach  Rhythmen ab, während die Arme in den Himmel gestreckt werden und so die Figuren stilisieren. Die Schritte werden zu verschiedenen Rhythmen kombiniert. Die Schuhe mit genagelten Absätzen sind geschlossen und erhöhen die Resonanz. Die Arme sollten gewölbt und vom Körper getrennt sein, obwohl die Schulter im rechten Winkel mit dem Körper in Kontakt sein darf. Die Bewegungen sind komplex, mal auf-und absteigend, mal vor und hinter dem Rumpf auf-und absteigend, sowohl gemeinsam als auch gegenläufig. Die Schultern werden zur Demonstration von Absichten verwendet, insbesondere bei festlichen Tänzen. Sie bewegen sich gegenläufig nach oben und unten und auch im Kreis. Höchste Konzentration bei Kopf und Augen sind notwendig, da Blick und Kopfhaltung den Ausdruck des Tanzes entscheidend prägen. Die Drehung mit ihren verschiedenen Varianten ist für den Flamenco typisch. Das Pfeifen, ein Klickgeräusch, das mit Daumen und Mittelfinger beider Hände erzeugt wird, ist ein weiteres rhythmisches Mittel. Hinzu kommen noch unterstützende Elemente wie Kastagnetten oder Fächer.

Zahlreiche Flamenco-Schulen bieten Kurse auch für Touristen an. Mit 68 Jahren traue ich mir diesen Tanz mit all seinen Facetten allerdings nicht mehr zu. Ich ziehe die Rolle des Zuschauers vor. Hier zwölf Impressionen von unserer ersten großartigen Show. Flamenco ist dynamisch. Fotos mit dem iPhone entstehen nicht im Porträt-Modus.

Das großartige Ensemble – vier Tänzerinnen, ein Tänzer, zwei Sänger, ein Gitarrist

Der Tanz mit dem Schlepprock – eine Kunst für sich

Theatralisch betritt der Tänzer die Bühne

Volle Konzentration

Welch ein fokussierter Blick

Solo-Auftritt des Gitarristen

Das Finale

Irgendwie erinnert mich diese Figur an den Stierkampf

Danke für einen tollen Abend

 

 

 

 

 

 

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