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Beirut – Erinnerung an dunkle und bessere Zeiten

April 1975. Die Gefechte zwischen den zu Beginn der 70er Jahre aus Jordanien vertriebenen bewaffneten Kräften der PLO und der maronitischen Phalance-Miliz nehmen an Intensität zu. Die Stimmung ist aufgrund wechselseitig verübter Anschläge aufgeheizt. Ein Konflikt wird zum Bürgerkrieg. Mit vielen Fronten, Interventionen aus Syrien und Israel und der temporären Stationierung multinationaler Streitkräfte (MNF). Erst 15 Jahre später, mit dem Friedensabkommen von Taif, wird eine Lösung für die komplexe Lage im Libanon gefunden. Der libanesische Bürgerkrieg kostet fast 100.000 Menschen das Leben. Und Beirut, vor allem die Wohnviertel an der Demarkationslinie, der „Green Line“, wird zur Ruinenstadt.

Heute, 29 Jahre später, prägen immer noch viele Ruinen das Bild des modernen Beirut. Sie gehören zur Identität dieser lebhaften und multikonfessionellen Stadt, sind zugleich Mahnmal und Aufbruch in eine tolerante und friedliche Zukunft. Vier ikonische Ruinen stelle ich hier vor, mehr als zwei Dutzend habe ich bei meinen Spaziergängen durch den Westen und Osten von Beirut gesehen.

Le Grand Théâtre des Milles et Une Nuits de Beirut

1929 erbaut, war das Theater bis in die 60er Jahre das kulturelle Aushängeschild von Beirut. Danach wurde es zu einem Kino und ab 1975 dem Sterben überlassen. Erst zwanzig Jahre später wurde die Fassade erneuert und das Fundament stabilisiert, ein Revitalisierungsschub, der allerdings im Innern keine Fortsetzung fand. Seitdem dümpelt die Ruine vor sich hin, ist mit einem Zaun vor unliebsamen Besuchern rundum geschützt. Eine Erinnerung an bessere Zeiten.

Die Ruine liegt an der El Amir Bachir, direkt neben der Belgischen Botschaft und gegenüber der maronitischen Kathedrale St. Georges.

The Egg

1966 als Teil eines großen kommerziellen Projektes „Beirut City Center“ (Shopping Mall, Kino, Bürogebäude) konzipiert, wurden die bereits errichteten Gebäude, so auch das Kino in Ei-Form, während des Bürgerkrieges zerstört. Das Kino, 24 Meter breit und elf Meter hoch, sollte bis zu 1.000 Menschen Platz bieten. Nach dem Bürgerkrieg begann die Diskussion um die künftige Verwendung, allerdings, wie man heute sieht, ohne Erfolg. Für mich ist „The Egg“ eine hässliche Ruine, ein Schandfleck an dieser Stelle. Für den Grundstückseigentümer anscheinend aber ein hoher emotionaler Wert, den es zu konservieren gilt. Aber wie? Geredet wird seit über 25 Jahren, getan wird erkennbar nichts. Im übrigen steht hinter „The Egg“ die Ruine einer kleinen katholischen Kirche. Eine Erinnerung an bessere Zeiten.

Die Ruine liegt in der Nähe des Märtyrerplatzes an der Bechara El Khoury, eine Parallelstraße zur Damascus Road.

The Yellow House / Beit Beirut

Das Haus wurde 1924 als Wohnhaus erbaut und beim Ausbruch des Bürgerkrieges von christlichen Milizen okkupiert. Seine strategische Lage am Sodeco Platz direkt an der Demarkationslinie (Damascus Road) machte es zu einem Sniper-Refugium. Der Bürgerkrieg brachte die Zerstörung. 1997 sollte das Haus verkauft und abgerissen werden, aber eine unabhängige Organisation zum Schutz historischer Bauten (Association pour la Protection des Sites et Anciennes Demeures au Liban) rettete die Ruine. Im Jahr 2003 erklärte die Stadt Beirut das Gebäude für entprivatisiert. Neue Verwendung: Wiederaufbau mit französischer Hilfe als Museum und Kulturzentrum (Beit Beirut). Doch die politische Instabilität in den Folgejahren verzögerte das Projekt. Dann begannen Streitigkeiten um die Ausschreibung, wiederum Verzögerungen. So setzte sich die Entwicklung fort. Erst im Jahr 2016 wurde das Haus eröffnet, bald aber wieder geschlossen, dann teileröffnet, und so weiter. Keine klare Linie.

Eigentlich sollte das Museum geöffnet sein. So der Concierge meines Hotels. Ich war zweimal am Yellow House, kein Erfolg. Geschlossen. Erinnerung an dunkle Zeiten.

Die „Ruine“ liegt an der Damascus Road am Sodeco Square.

Das (alte) Holiday Inn

Ist wohl die berühmteste Ruine aus dem Bürgerkrieg. Das Hotel wurde zwischen 1971 und 1974 erbaut. 26 Stockwerke, ein Nachtclub im 25. Stock, ein sich drehendes Restaurant, 400 Gästezimmer. Glamourös. Nach einem Jahr Glamour begann der Bürgerkrieg. Ab dem 25. Oktober 1975 waren die Luxushotels in dieser zentralen Kriegszone, auch das heutige mondäne Phoenicia, umkämpft. Am 21. März 1976 war das Holiday Inn zerstört. 1982, im Libanon Krieg, wurde es wieder zum Kampfgebiet. Heute ist die imposante Ruine mit ihren Einschusslöchern und Granateinschlägen in der Nähe der Corniche verlassen, militärisches Sperrgebiet. Symbol und Wahrzeichen gegen den Krieg. Erinnerung an dunkle Zeiten.

Links das supermoderne Gebäude der Society Generale de Banque au Liban.

Rechts das mondäne Hotel InterContinental Phoenicia, das nach dem Bürgerkrieg wieder auf Vordermann gebracht wurde.

Die Ruine liegt an der Fakhreddine, nur 200 Meter vom Mittelmeer entfernt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hop On – Hop Off in Beirut: Grandios und langweilig

 

Highlights

  • Visit the stunning Jeita Grotto, the longest cave in the Middle East
  • Choose to ride the Harissa cable car to see the Our Lady of Lebanon statue

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