Rodeo für die ganze Familie
Calgary bietet mit der zehntägigen Stampede die größte Rodeo Show “on earth”. Mal wieder ein vermeidbarer Planungsfehler: Wir buchen unseren Flug nach Vancouver für den Tag, 5. Juli, an dem die Stampede beginnt. Zumindest die Eröffnungsparade hätte ich live erleben können. Am 7. Juli gehen wir in Vancouver für eine siebentägige Kreuzfahrt nach Alaska auf die Celebrity Eclipse. Dazu in Kürze mehr.
Da wir Rodeo auf der Stampede nicht sehen können, suchen wir nach einem Event in Calgary und Umgebung und werden fündig. Airdrie heißt der kleine Ort, 25 Kilometer nördlich von Calgary. Samstag, 29. Juni – it`s Rodeo time. Wir sind kurz nach 5pm vor Ort. Der Eintritt kostet 17 Dollar pro Person.
Um 6pm sollen die Wettkämpfe für Kinder und Jugendliche beginnen, um 7pm für die “Großen”. Wir haben Zeit, durch das Teilnehmer-Lager zu schlendern, die “Cowboys” beim Einreiten zu beobachten und den Stieren und Pferden Mut zuzusprechen.
Wir finden einen guten Platz auf der noch leeren Tribüne, die sich bis 6pm mit vielen Familien füllt. Im Schnitt bringen Vater und Mutter drei Kinder mit. Vor den Verpflegungsstationen bilden sich lange Schlangen. Es herrscht eine entspannte Picknick-Atmosphäre, die bequeme Grünfläche wird durch eine relativ unbequeme Tribüne ersetzt. Vor allem die Kinder sind rodeo-like angezogen, Fotos fürs Familienalbum müssen sein. Pünktlich um 6pm geht es mit Kindern und Jugendlichen los. Junior Rodeo mit Ponys und Schafen. Ein großes Vergnügen für die Zuschauer und sicherlich auch für die betreuenden Eltern.
6:45pm. “Warme” Worte vom Veranstalter zu den zahlreichen Sponsoren und die Bitte um Spenden für die Breast Cancer Foundation. Anschließend galoppieren junge Damen mit den Sponsoren-Flaggen durch die Arena, gefolgt von der amerikanischen und kanadischen Nationalhymne. Ein Sänger trägt live vor, die jeweilige Flagge wird im Trab den Zuschauern präsentiert. Es ist fast 7:15pm, als alle Präliminarien abgeschlossen sind. Das Erwachsenenprogramm kann beginnen.
Es ist in zwei Hälften geteilt, die ich hier sehr vereinfacht beschreibe (natürlich gibt es ein umfangreiches Regelwerk zu den einzelnen Disziplinen). Vor der Pause: Tie-Down Roping: Der Reiter muss das Kalb mit einem Lasso fangen und dann drei Beine mit einer Kordel zusammenbinden. Hier kommt es auf die Zeit an.
Bareback: Der Reiter muss ohne Sattel mindestens acht Sekunden auf dem Rücken des bockenden Pferdes bleiben, wobei die freie Hand nicht eingesetzt werden darf.
Steer Wrestling: Der Reiter wirft sich von seinem Pferd auf den Stier und bringt diesen an den Hörnern zu Boden. Hier kommt es ebenfalls auf die Zeit an.
Saddle Bronc: Analog zu Bareback, aber mit Sattel. Mittlerweile ist es bereits 9pm.
Wir gehen auf die andere Seite ins “Verpflegungszelt”, essen und trinken und schauen von dort dem ersten Programmpunkt der zweiten Hälfte zu: Ladies Barrel Racing. Die Reiterinnen müssen auf Zeit einen Slalom um Tonnen bewältigen. Es wird später und später, und wir wollen vor Anbruch der Dunkelheit wieder in Calgary sein. Wir brechen auf, verzichten auf die beiden letzten Programmpunkte Team Roping und Bull Riding.
Auf dem Weg nach Calgary wird mir bewußt, dass Rodeo nicht mein “Sport” ist. Liegt es an den hohen Verletzungsgefahren von Mensch und Tier, zwei (menschliche) Unfälle sind in der ersten Hälfte passiert,
liegt es an den kurzen Ausführungseinheiten in der Arena oder an der fehlenden Rodeo-Sozialisation, einmal Rodeo im Original erlebt zu haben reicht mir.