MONA ohne Lisa
So gegen Mittag bin ich am Museum of Old and New Art (MONA) auf der Halbinsel Berriedale in Hobart. Das MONA ist die erste Empfehlung unseres Host „You have to go there“. Ja, auch ich habe das MONA auf meinem Reiseplan. Was ich allerdings nicht auf dem Plan habe, ist das grässliche Wetter an diesem Tag. Die Berge sind wolkenverhangen, der Regen meint es wirklich nicht gut mit den Besuchern. Es gießt, und gießt, und gießt. Die Stimmung über dem MONA ist düster.
Die Stimmung im MONA ist deutlich besser, obwohl das Museum dreigeschossig in die Klippen gebaut ist. Das vorwiegend unterirdisch angelegte, fensterlose Gebäude isoliert den Besucher von der Außenwelt und vermittelt eine beklemmende Atmosphäre. Das sei so gewollt, sagt David Walsh, der Initiator des größten privat finanzierten Museums Australiens. Er hat zweifellos mit dem MONA eine Ikone geschaffen, über 400.000 Besucher pro Jahr bestätigen das. Ihm wird auch das Zitat zugeschrieben, das Museum sei ein „subversives Disneyland für Erwachsene“. Als ich das lese, bin ich irritiert. Nach dem Besuch verstehe ich diesen Ausspruch besser. Doch der Reihe nach.
Ich reise mit dem Mietwagen an und finde nur schwer einen Stellplatz auf dem mit Pfützen übersäten Ausweich-Parkplatz. Die schönere Alternative für An- und Abreise ist die Fähre von der Waterfront in Hobart über den Derwent River. Allerdings heute bei dem Regen auch nicht. Das „Strolling Around“ in den Außenanlagen verkürze ich deutlich. Während des Mittagessens im „The Source“ hört der Regen ein wenig auf. Als ich nach dem Espresso ins Freie trete, setzt er wieder heftig ein. Der Eingang zum Museum ist glücklicherweise schnell gefunden. Ja, über den Tennisplatz.
„Wir empfehlen, mit dem Aufzug ins Untergeschoss zu fahren, und dann über die zahlreichen Treppen nach oben zu gehen“, so der Rat der Damen an der Kasse. Als ich wieder oben bin, fahre ich jedoch nochmals ins Untergeschoss – zur Bar. Ich muss bei einem Glas Moorilla-Wein über dieses Museum nachdenken. Weingut, Lodges für Übernachtungen, Restaurants, Museum und angeschlossene Brauerei bilden eine attraktive, außergewöhnliche Einheit. Um ehrlich zu sein, ich bin über das Gesehene leicht verwirrt, so ein Museum habe ich noch nie besucht. Kann jetzt aber das „subversive Disneyland für Erwachsene“ besser einordnen.
Der Ausflug in die zeitgenössische Kunst, besser, in die zeitgenössische experimentelle Kunst, ist mental anstrengend. Die Kunstwerke, die Kunstpräsentationen sind zum Teil provokant, bizarr und seltsam, aber auch ungewöhnlich. So erzeugt ein „Wasserfall“, eine Installation mit acht Scheinwerfern, eine Vielzahl an Begriffen, die Water Words. Sehr zu meinem Erstaunen hat auch die deutsche Bundeskanzlerin ihren Platz in der Kunst gefunden. Ich sitze mindestens 15 Minuten auf der Bank, um die Aussage zu erfassen. “Angela” kommt in dieser Zeit nur einmal, der Fotograf ist zu langsam. Aber es geht um mehr: Angela Merkels … Lost in observation.
Besonders eindrucksvoll ist der Übergang zwischen zwei Ausstellungsräumen, der komplett einer Lichtchoreografie unterliegt. Beim Betreten weist eine junge Dame darauf hin, man möge doch bitte auf dem Mittelweg bleiben, denn links und rechts sei der Boden tiefer gelegt, ein Eindruck, der sich im wechselnden Licht überhaupt nicht aufdrängt.
Hier weitere ungewöhnliche Impressionen meiner MONA-Tour:
Kunst auch in den Außenanlagen.
Als ich das MONA verlasse, begrüßt mich ein wunderschöner Regenbogen. Das Stimmungsbarometer steigt. Was für ein Nachmittag!
P.S.: Der Eintritt für Einwohner Tasmaniens ist frei. Alle anderen zahlen, als Erwachsene, 28 Dollar. Ich komme über das Ticket „Concession“ ins Museum, Rentner für 25 Dollar.