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Bike to Belem

Lissabon ist keine fahrradfreundliche Stadt. Vielleicht mit einem E-Bike, aber auch das bezweifle ich. Die für mich erkennbar optimale Strecke für das klassische Tourenrad führt entlang des Tejo in westliche Richtung, nach Belem. Das normale 7-Gang-Fahrrad bei „bikeiberia“, Largo do Corpo Santo 5, kostet 20,00 EUR pro Tag. Nach der obligatorischen Registrierung und Einweisung starte ich am Cais do Sodre.

Start hinter dem Bahnhof Cais do Sodre.

Der Fahrradweg nach Belem ist markiert, wendet sich aber an einigen Stellen vom Tejo ab. Der erste Höhepunkt, nach dem „Urban Beach“, ist die Ponte 25 de Abril. Eine einzigartige Perspektive, die Brücke, die wir bislang immer von einem Aussichtspunkt gesehen haben, jetzt von unten zu sehen. Vorbei an einer Restaurantmeile, die sehr laut ist. Einflugschneise, Auto- und Zugbrücke. Der Hintergrundlärm ist enorm.

Nicht zu empfehlen. Kulinarische Qualität mittel, Lärmpegel hoch.

Unter der Brücke beginnt wieder der Radweg nach Belem.

Belem liegt vor mir. Ein sehr angenehmer Stadtteil mit einer attraktiv gestalteten Uferpromenade, gepflegten Parks und vielen architektonischen Meisterwerken. Der zweite Höhepunkt ist das MAAT, das Museu Arte, Arquitetura, Tecnologia. Ein wellenförmiger Bau, im November 2016 eingeweiht, mit begehbarer Dachterrasse. Ich fahre nur vorbei.

Die Synthese von Wasser und Gebäude.

Der dritte Höhepunkt ist das Seefahrer-Denkmal, das Padrao dos Descobrimentos. Fünf EUR kostet der Aufzug auf die Dachterrasse. Das Denkmal der Entdeckungen wurde 1960 zum 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer errichtet und zeigt 33 Persönlichkeiten des Spätmittelalters. Ich bleibe am Boden.

In memoriam …

… portugiesischer See-Helden.

Auf der anderen Straßenseite liegt das Mosteiro dos Jeronimos, der touristische Hotspot von Belem. Das Kloster gilt als bedeutendster Bau der Manuelinik (Manuel I.,1495–1521), eine portugiesische Variante der Spätgotik, die auch Elemente der Renaissance enthält. Eintritt: Zehn EUR. Wieder die Frage: Wohin mit dem Bike? Ich verschiebe den Besuch des Klosters auf eine der folgenden Wochen. Und bin dann zum Zeitpunkt des Besuches erstmal enttäuscht, weil ich das ca. 300 Meter lange Gebäude mit den beiden Museen für das Kloster gehalten habe. Zu besichtigen ist aber nur, neben der prachtvollen Kirche, der Kreuzgang mit Innenhof. Das Kloster beherbergte bis 1834 die Hieronymiten, den Orden des Heiligen Hieronymos, der dem Kloster auch den Namen gab. Das Erdbeben von 1755 richtete keine größeren Schäden an, wohl aber die Truppen von Napoleon Bonaparte. 1983 wurde das Mosteiro dos Jeronimos von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Blick in die prachtvolle Kirche. Leider ist gerade Gottesdienst, sodass wir den Innenraum nicht betreten können.

Kreuzgang mit Innenhof. Wir sind zur Öffnungszeit um 10am vor Ort. Zwei Stunden später nutzen mindestens 100 Menschen den Innenhof als Fotoplattform.

Blick aus dem Kreuzgang.

Hier ruht die Schriftsteller-Legende Fernando Pessoa.

Nur ein Teil der Warteschlange für das Kloster. Kurz vor Mittag.

Der fünfte Höhepunkt ist der Torre de Belem, dankenswerterweise den Gezeiten ausgesetzt. Vormittags fast nicht ohne Selfie-Jünger zu fotografieren, hat das Wasser am frühem Nachmittag die Hoheit über den Turm gewonnen. Auch der Turm von Belem, im manuelinischen Stil 1521 fertiggestellt, überstand das Erdbeben von 1755. Er ist das Symbol für die Glanzzeit des portugiesischen Seeimperiums und wurde 1983 zum Weltkulturerbe erklärt.

Wasser umspült den Turm. Der Steg ist leider gesperrt.

Der sechste Höhepunkt ist ein Duo, Museum und Monument, zur Erinnerung an die während der portugiesischen Kolonialkriege zwischen 1961 und 1974 gefallenen Soldaten. Das Denkmal wurde 1994 eröffnet und wird von zwei Soldaten als Ehrenbezeugung für die Gefallenen „bewacht“. Damit endet der kolonialhistorische Teil der Uferpromenade.

Symbol für den portugiesischen Kolonialismus.

Der siebte Höhepunkt, bevor der Fahrradweg dann weiter Richtung Cascais geht, ist das imposante Gebäude der Fundacao Champalimaud. Der architektonische Hingucker mit futuristischer Eleganz ist das portugiesische Zentrum der biomedizinischen Forschung (Neurowissenschaften und Krebsforschung) mit Amphitheater, Auditorium und Restaurant. Ein tolles Gebäude. Architektur als Skulptur, Skulptur als Schönheit und Schönheit als Therapie, so soll die Intention des Architekten gewesen sein.

Leider habe ich, aus welchen Gründen auch immer, Nahaufnahmen vergessen. Hier der Blick vom Tejo auf das elegante weiße Gebäude. Die futuristische Eleganz bleibt in der Distanz verborgen.

Kurz darauf bin ich schon in Alges und wenige Kilometer weiter am Praia de Caxias. Hier endet der Fahrradweg. Eine viel befahrene, normale Straße wartet auf den Radfahrer. Ich fahre zurück, der Wendepunkt ist das Restaurant „Baia dos Golfinhos“. Mittlerweile macht sich auch der Sattel bemerkbar. Nach ca. 32 Kilometern bin ich am späten Nachmittag wieder am Largo do Corpo Santo 5.

 

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