In 80.000 Schritten um die Welt – Gulf Cooperation Council
Kapitel 7: Von Turkmenistan geht es in die Vereinigten Arabischen Emirate, zum Gastgeberland der EXPO 2020. Der Pavillon ist outstanding. Einmal in Dubai, besuche ich auch die anderen Mitglieder des 1981 gegründeten Golf-Kooperationsrates. Sehr positiv überrascht bin ich von Saudi-Arabien, ein bildgewaltiger Auftritt. Sehr enttäuscht von Qatar, ein lustloser Auftritt. Der Oman ist Durchschnitt. Spannend und innovativ sind Bahrain und Kuwait.
Vereinigte Arabische Emirate
Eine Meisterleistung des spanischen Architekten Santiago Calatrava. Die 28 abstrahierten weißen Falkenflügel aus Kohlefaser symbolisieren das Wappentier des Landes, können in drei Minuten geöffnet und geschlossen werden. Der größte Pavillon auf der EXPO 2020 beeindruckt von außen und innen. Die Botschaften über die Geschichte, Errungenschaften und Vision des Landes werden kreativ kommuniziert, zum Beispiel auf realem Wüstensand in der „Desert of Dreams“.
Auf allen vier Stockwerken ist Storytelling in einem angenehmen Interieur angesagt. Die Displays mit den Ideen und Projekten sind inspirierend – vom Anbau von Getreide in der Wüste über die Erzeugung künstlichen Regens bis zur Mars-Mission.
Dubai wäre nicht Dubai, wenn es nicht einen Pavillon der Superlative gebaut hätte. Saudi-Arabien setzt jedoch auch auf Superlative.
Saudi Arabien
Es ist der zweitgrößte Pavillon der EXPO 2020. Aufwändig gestaltet, kreativ beleuchtet, bildgewaltig. Mit dem weltweit größten Spiegelbildschirm an der Fassade und mit 8.000 LED-Leuchten auf dem Boden, die den Pavillon in der Dunkelheit wunderschön illuminieren. Das in den Himmel strebende Dach steht für grenzenlosen Ehrgeiz. Saudi-Arabien hat sich nach der touristischen Öffnung viel vorgenommen. Die Besucher werden mit einem interaktiven Wasserfall begrüßt, der sich öffnet und schließt.
Auf einer Rolltreppe geht es vorbei an arabischer Baukultur
in einen riesigen Saal mit einem gigantischen gekrümmten LED Bildschirm, der Geschichte, Natur, religiöse Plätze und Architektur zeigt – die Besucher können die Bilder auch in einer offenen Kugel mit einem Durchmesser von 30 Meter bewundern. Also normal auf Augenhöhe und / oder aus der Vogelperspektive. Einmalig. Die Bilder machen Lust auf einen sofortigen Besuch des Landes.
Dann geht es wieder mit einer Rolltreppe abwärts zu einem abschließenden Lichtspektakel.
Was für ein Auftritt! Obwohl die Sachthemen der EXPO nicht so sehr im Mittelpunkt stehen, gewinnt der Pavillon durch seine brillanten Showelemente. Saudi-Arabien muss ins touristische Gespräch kommen und dort bleiben.
Qatar
Für mich die größte Enttäuschung auf der Arabischen Halbinsel. Der Werbespruch für die EXPO 2020 ist „Ein Land, das die Region und die Welt inspiriert“. Mich hat der Auftritt überhaupt nicht inspiriert, er war langweilig, lustlos, low-key. So habe ich Qatar nicht eingeschätzt. Wenige Displays im Gang zum Großen Saal und wenige Stelen im Großen Saal. Videos an den Wänden. Das war es schon. Schade, missed opportunity.
Oman
Besser, aber auch nicht mit einem WOW-Effekt, der Oman.
Frankincense, ein Harz des Weihrauchbaumes, kommt in unterschiedlichen Anwendungen, vor allem in Medizin, Religion, Kosmetik und Alltag, vor. Das zeigen verschiedene Displays. Frankincense wird als Geschenk des Oman an die Welt vorgestellt.
Bahrain
Spannend wird es in Bahrain. Die Besucher müssen durch einen Tunnel in den Pavillon. Alles findet in einem Raum statt, den Ecken und Seiten sind die Themen zugeordnet. Die begrenzte reale Landverfügbarkeit des Staates hat wohl dieses Konzept der Dichte geprägt. Ich trete in einen silbernen Wald mit 126 Stahlnadeln ein und muss mich zunächst visuell orientieren.
Dichte, die beim Weben entsteht, traditionell praktiziert in Bahrain, wird zur Architektur, die die Lebenssituation der Menschen überzeugend widerspiegelt. Ich bin sehr angetan – ein Pavillon, der sich abhebt.
Kuwait
Kuwait stellt sich als Nation dar, die zielstrebig das Öl-Zeitalter überwinden will. Der Pavillon fühlt sich architektonisch dem Frühling des Lebens verbunden, inspiriert von einer Vision der Nachhaltigkeit. Der wunderbare Trichter im Eingangsbereich, vom Erdgeschoss bis ins Dach, gleicht den ikonischen Türmen, die nach der Unabhängigkeit im Jahr 1961 als Depot für entsalztes Wasser gebaut wurden.
Videos über die künftige Rolle der Frauen und das artenreiche Meeresleben stimmen mich positiv. Die Displays sind übersichtlich und informativ. Überhaupt, die Zukunft steht im Mittelpunkt der Botschaften.
Innovativ kein Touch Screen, sondern ein „Bewegungs-Screen“. Mit der Hand lässt sich berührungsfrei die Vision 2035 aufrufen. Diese sieben Säulen, von der Diversifikation der Wirtschaft bis zur Weiterentwicklung von Infrastruktur und Verbesserung des Gesundheitswesens sind untrennbar mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit verbunden. Und auch das Prinzip der Vernetzung, ein wichtiges Thema der EXPO 2020, kommt nicht zu kurz.
Kurzum, Kuwait präsentiert sich so, dass ich große Lust verspüre, in naher Zukunft dorthin zu fliegen. Das gilt im Übrigen auch für Bahrain.