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Opernschauplatz Rom – Tosca

Die Oper von Giacomo Puccini (1858 – 1924) spielt im Juni des Jahres 1800 in Rom. 100 Jahre später ist die Uraufführung, ebenfalls in Rom. Tosca, ein berührendes Melodram mit den grausamen Zutaten Verrat, Folterung, Mord und Selbstmord, ist für mich die römische Oper schlechthin, weil die drei Akte an drei verschiedenen, imposanten Orten in Rom spielen. Ideal für eine “Tosca-Tour” mit begleitenden Hörbeispielen. Leider gibt es diese nicht im touristischen Angebot. Dabei liegen die drei Orte eng zusammen.

Für den ersten Akt besuche ich die Basilika Sant`Andrea della Valle.  

Die Kirche liegt am Corso Vittorio Emanuele II, etwa 200 Meter von der Piazza Navona entfernt. Ein Blick in das Innere der Kirche folgt im Blog-Beitrag “Kirchentag in Rom”. Direkt rechts neben dem Eingang liegt eine Kapelle mit einem Relief von Antonio Raggi. Dargestellt ist die Auffahrt des Heiligen Andreas in den Himmel. Hier soll Mario Cavaradossi gemalt haben.

SantAndrea della Valle wurde nach dem Vorbild der Kirche “Il Gesu”, der Mutterkirche der Jesuiten, im Frühbarock begonnen, 1591, und im Spätbarock, 1683, vollendet

Die Eingangstür passt irgendwie nicht zur Pracht der Basilika

Die Besucher werden mit einem Ölgemälde von Andrey Esionov  “Judgement Day”, 2012, begrüßt

Cesare Angelotti, ehemaliger Konsul der von Frankreich unterstützten Römischen Republik und damit politischer Gefangener, ist aus dem Staatsgefängnis Engelsburg in die Kirche geflohen und versteckt sich dort. Er sieht den Maler Mario Cavaradossi bei der Arbeit, der, in die Sängerin Floria Tosca verliebt, ein Frauenbildnis für den Altar gestaltet. Beide kennen sich, Cavaradossi spendet ihm seinen Lunchkorb. Da erscheint Tosca. Sie wird eifersüchtig, da sie glaubt, eine zweite Stimme gehört zu haben. Zudem erkennt sie in dem von Cavaradossi gemalten Bild die Gräfin Attavanti. Mario kann die Situation entschärfen. Er verabredet sich mit Tosca für den Abend. Nicht entschärfen kann er die Situation mit Angelotti. Seine Flucht wurde entdeckt, er muss sofort aus der Kirche verschwinden. Die Schwester von Angelotti, eben jene Gräfin Attavanti, hat für die Flucht ihres Bruders Frauenkleider und einen Fächer in die Kirche gebracht. Cavaradossi entscheidet sich, Angelotti in seinem abgelegenen Landhaus zu verstecken. Beide verlassen die Kirche, der Fächer bleibt dummerweise zurück.

Der gefürchtete Polizeichef Scarpia, der Angelotti verfolgt, betritt die Kirche. Er findet den Fächer mit dem Wappen der Attavantis und den geleerten Esskorb. Sein Verdacht wird bestätigt: Angelotti war hier und Cavaradossi hat ihn bei der Flucht unterstützt. Tosca kehrt in die Kirche zurück, um ihrem Mario mitzuteilen, dass sie die Verabredung am Abend nicht einhalten kann. Als Scarpia sie sieht, nutzt er den Fächer, um ihre Eifersucht zu schüren. Ein kraftvolles TE DEUM beschließt den ersten Akt. Scarpia schwört, Tosca für sich zu gewinnen.

Für den zweiten Akt stehe ich vor dem Palazzo Farnese, heute französische Botschaft.

Die französische Botschaft residiert seit 1874 im Palazzo Farnese. Es werden geführte Touren angeboten, die man online buchen kann. Leider bekommen wir in den zehn Tagen keinen Slot. Großartige Fresken und Gemälde sind zu bewundern. Der Palazzo wurde von Alessandro Farnese im Jahr 1513 in Auftrag gegeben. Farnese, der bereits im Alter von 25 Kardinal wurde, und zwar dank seiner Schwester, die die Mätresse von Papst Alexander VI war. 1534 wurde Farnese zum Papst gewählt. Er nannte sich ab dann Paul III. Vererbt wurde der Palast an die Bourbonen-Könige von Neapel. Diese ließen wiederum die französische Botschaft 1874 und die École Française de Rome 1875 einziehen. 1911 wurde der Palast – ganz offiziell – an Frankreich verkauft. Mussolini konnte den Palast 1938 jedoch wieder zurückkaufen. Die französische Botschaft blieb aber trotzdem dort – sie erhielt einen Pachtvertrag über 99 Jahre.

Ein großes Areal mit Garten wird umfassend renoviert

Scarpia lädt Tosca in seinen Palast ein. Bei der Durchsuchung des Landhauses von Cavaradossi wird Angelotti nicht gefunden. Stattdessen bringen die Häscher den Maler mit. Cavaradossi weigert sich jedoch, selbst unter Folter, den Aufenthaltsort von Angelotti preiszugeben. Die erste Erpressung von Scarpia: Die Folter könne sofort aufhören, wenn Tosca ihm das Versteck nennen würde. Entsetzt von den Schmerzensschreien ihres Geliebten gibt Tosca das Geheimnis des trocken gelegten Brunnens im Garten preis. Pech für Scarpia: Angelotti entzieht sich durch Selbstmord seiner Verhaftung. Die zweite Erpressung folgt sofort. Cavaradossi werde nicht erschossen, wenn Tosca sich ihm hingeben würde. Wieder gibt Tosca nach, allerdings handelt sie eine fingierte Erschießung aus. Scarpia geht zum Schein auf diese Bedingung ein. „Come facemo del conte Palmieri“. Er schreibt den von Tosca geforderten Passierschein für die Flucht. Parallel dazu nimmt Tosca ein Messer vom Tisch, wartet auf den liebestollen Polizeichef und stößt ihm mit Inbrunst das Messer in die Brust. „Questo è il bacio di Tosca“. Nach dem Mord nimmt sie den Passierschein, richtet ihr Haar, stellt Kerzen auf und legt dem Toten ein Kruzifix auf die Brust.

Den dritten Akt erlebe ich in der Engelsburg

Die Engelsburg, Castel Sant`Angelo, wird 123 n.Chr. von Kaiser Hadrian in Auftrag gegeben und 135 n.Chr. als Mausoleum für ihn und seine Familie fertiggestellt. Von Kaiser Aurelian (214 bis 275) wird sie dann in eine Festung umgewandelt. Ihren Namen verdankt sie Papst Gregor I (540 -604), der die Vision hat, dass der Erzengel Michael sein Schwert über die Burg breitet und damit die Pest in Rom stoppt. Der Erzengel Michael wacht noch heute über die Masse der Touristen auf der höchsten Plattform.

Michael mit Schwert als Kronjuwel der Burg

Auch in der Burg ist der Erzengel omnipräsent.

Einer von vielen Michaels auf der mittleren Ebene

Ab dem 15. Jahrhundert richten sich die Päpste in der Burg ein und bauen sie zu einer Festung aus.

Blick in den Sala Paolina, ein früheres Papstgemach

Später ist die Engelsburg auch Gefängnis der Inquisition.

Kein Entkommen, eigentlich, aus dieser Festung

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts vernachlässigen die Päpste den Ort, bis die Burg im 19. Jahrhundert von den Soldaten der Französischen Republik beschlagnahmt wird. 1870 geht die Befestigung in den Besitz des italienischen Staates über und dient als Festung und Gefängnis. Anfang des 20. Jahrhunderts wird die Burg zum Museum und der Öffentlichkeit zugänglich.

Blick auf das “Engelsduett” – Burg und Brücke

Kaiser Hadrian baut auch die 135 Meter lange Engelsbrücke über den Tiber. Die zehn Engel im Barockstil, die wir heute auf der Brücke sehen, werden 1668 von Gian Lorenzo Bernini entworfen. Sie tragen alle Symbole der Passionsgeschichte, etwa Kreuz oder Dornenkrone. Am Eingang der Brücke stehen die Statuen der Apostel Paulus (r) und Petrus (l).

Engelsgleich über diese Brücke

Wundervolle Synthese von weltlichen und säkularen Elementen. Die Statue hinter dem Eiswagen ist der Apostel Paulus

Und hier sein Pendant: der Apostel Petrus

Die Erschießung von Cavaradossi auf der Plattform der Engelsburg wird vorbereitet. Im Abschiedsbrief an Tosca erinnert er sich an ihre erste Liebesnacht. Er weiß nichts vom Deal zwischen ihr und Scarpia. Sie klärt ihn auf und bittet ihn, sich nach den Schüssen realitätsnah fallen zu lassen. Das Kommando erscheint und feuert die Schüsse ab. Nach Abzug der Soldaten geht Tosca freudig zu ihm und drängt ihn aufzustehen, denn sie fürchtet, dass der Tod von Scarpia bald entdeckt wird. Da muss sie erkennen, dass Scarpia sie betrogen hat – Mario Cavaradossi ist tot. Es wird laut, die Soldaten eilen die Treppe hoch, um Tosca zu verhaften. Für sie hat das Leben nach dem Tod ihres Geliebten keinen Sinn mehr – Tosca stürzt sich von der Engelsburg in den Tod.

Der Vatikan im Blick. Es gab tatsächlich, gebaut 1277 von Papst Nicholas III, einen 800 Meter langen Verbindungsweg zwischen Vatikan und Engelsburg, der “Passetto di Borgo”. Dieser Fluchtweg in die sichere Engelsburg, in die Stadtmauer integriert, wurde in der Historie von zwei Päpsten genutzt: Clemens VII und Pius VII

 

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