Opernschauplatz Rom – Mozart und Wagner
Es sind nicht die bekanntesten Opern der beiden Herren, die in Rom spielen. „La Clemenza di Tito“ von Wolfgang Amadeus Mozart ist eine Opera seria in zwei Aufzügen. Die Uraufführung findet am 6. September 1791 in Prag statt. Zeitpunkt der Handlung ist das Jahr 79 n.Chr. „Rienzi“ von Richard Wagner ist eine große tragische Oper in fünf Akten. Die Uraufführung findet am 20. Oktober 1842 in Dresden statt. Zeitpunkt der Handlung ist Mitte des 14. Jahrhunderts. Die Schauplätze beider Opern sind zum Teil identisch.
La Clemenza di Tito
Erster Akt: Forum Romanum, Palatin, Kapitol
Vitellia, die Tochter des ehemaligen Kaisers Vitellius, hasst Titus, weil er sie nicht zur Gattin erwählt hat. Sie kann ihren Geliebten Sextus, Freund des Titus, überreden, an einer Verschwörung gegen Titus teilzunehmen.Von Annius, Freund des Sextus, erfährt sie, dass Titus aus Gründen der Staatsräson seiner Liebe zu Berenice, einer Ausländerin, entsagt hat. Vitellia schöpft wieder Hoffnung. Als sich Vitellia entfernt hat, trifft sich Annius mit Sextus und bittet ihn um die Hand seiner Schwester Servilia, die ihm dieser auch zusagt.
Das Volk begrüßt den siegreichen Kaiser auf dem Forum. Dieser bittet Sextus zu dessen Entsetzen auch um die Hand seiner Schwester Servilia. Annius will auf seine Braut verzichten, doch diese gesteht dem Kaiser, dass sie nur Annius liebt. Hochherzig gibt Titus Servilia ihrem Geliebten zurück .
Publius, der Führer der Prätorianer, teilt daraufhin Vitellia mit, dass der Kaiser sich entschlossen habe, sie zu heiraten. Verzweifelt versucht sie nun, die Verschwörung aufzuhalten, die sie selbst initiiert hat. Doch es ist zu spät. Das Kapitol steht in Flammen. Sextus zögert noch, den Mord auszuführen. Im nächtlichen Rom verbreitet sich die Nachricht, der Kaiser sei tot.
Das Forum Romanum war Sumpfgebiet, Totenacker, Wohngebiet, und dann im römischen Reich das Zentrum des politischen und kulturellen Lebens – mit Tempeln, Basiliken, Säulen, Torbögen und Rednertribünen. Je mehr Macht und Ruhm das römische Imperium gewann, desto prachtvoller wurden die Bauten des Forums. In der Zeit der Renaissance (1400 – 1620) gingen viele Bauwerke verloren. Die Päpste nutzten das Forum als Steinbruch, unter anderem auch für den Bau des Petersdoms. Deshalb bieten die heutigen Ruinen nur einen kleinen Einblick in die das einstige Machtzentrum der antiken Metropole.
Der Name Capitolium soll, laut einer Legende, vom Etrusker König Aulus Vulcentanus (Olus) abgeleitet worden sein. Sein Schädel wurde einst am Capitolium begraben (“caput Oli” – der Schädel von Olus). Die heutige Komposition ist ein eindrucksvoller Mix aus Religion, Politik und Kunst: die Basilica Santa Maria in Aracoeli, das Rathaus / der Senatorenpalast und die Kapitolinischen Museen (rechts, in Blickrichtung Rathaus, der von 1547 bis 1580 erbaute Konservatorenpalast, der Palazzo dei Conservatori, links der Neue Palast, Palazzo Nuovo, erbaut von 1644 bis 1654). Links neben dem Rathaus führt ein kleiner Weg Richtung Forum Romanum, vorbei an einer Säule, auf deren Spitze sich die Statue der säugenden Kapitolinischen Wölfin mit Romolus und Remus befindet. Vor dem Senatorenpalast befindet sich ein Brunnen mit einer Statue von Minerva. Zu Minervas Füßen zieren zwei weitere Statuen den Brunnen. Sie symbolisieren den Tiber und den Nil. Die Piazza mit der Reiterstatue von Marc Aurel wurde 1538 von Michelangelo entworfen. Die Basilika ist über eine Treppe zu erreichen. Hier sollen die Römer durch das Schnattern von Gänsen, im Jahre 386 v. Chr., vor der Invasion der Gallier gewarnt worden sein. Am Ende der Treppe zur Piazza stehen die Statuen der Rossbändiger Pollux und Castor.
Zweiter Akt: Auf dem Palatin
Annius berichtet Sextus, der in seiner Verzweiflung sterben will, dass nicht der Kaiser, sondern ein Römer, der eine ähnliche Toga trug, getötet worden sei. Sextus wird durch Publius verhaftet und vom Senat zum Tod in der Arena verurteilt. Titus kann nicht glauben, dass sein Freund ihn verraten hat. Tief erschüttert lässt er Sextus vorführen. Dieser bereut und bekennt dem Kaiser seine alleinige Schuld. Die Wahrheit nennt er nicht, weil er Vitellia schonen will. Nachdem die Wachen Sextus abgeführt haben, denkt Titus über die Sinnlosigkeit eines Herrschers nach, dessen Macht sich nur auf Tyrannei gründet.
Vitellia entschließt sich, nachdem auch Servilia und Annius um Gnade für den Verurteilten bitten, Titus zu gestehen, dass sie selbst die Tat geplant hat. Sie fällt dem Kaiser zu Füßen und bekennt ihre Schuld. Titus ist tief bewegt und begnadigt die Verschwörer. Das Volk jubelt dem gütigen Herrscher zu.
Der Palatin ist 50 Meter hoch, damals die bevorzugte Wohngegend von Kaisern und Adel, heute ein ruhiges Kleinod der Historie. Auf dem Hügel soll Romulus Rom gegründet haben. Mehr zum Palatinhügel im Blog-Beitrag “Über sieben Hügel musst du gehn”.
Rienzi
Erster Akt: Straße vor Rienzis Haus
Rom wird durch die Machtkämpfe der Nobili, besonders der Familien Colonna und Orsini, erschüttert, das Volk leidet unter ihren Gewalttaten. Der päpstliche Notar, Cola Rienzi, schafft es mit seiner Autorität, der Unterstützung des Volkes und der Kirche, Rom eine freiheitliche Verfassung mit ihm als Tribun an der Spitze zu geben. Die Macht der Nobili scheint gebrochen.
Vielleicht hat ja der päpstliche Notar Cola Rienzi in dieser Straße gewohnt.
Zweiter Akt: Saal im Kapitol
Doch die Nobili geben keine Ruhe. Sie zetteln ein Attentat gegen Rienzi an. Während eines Festes versucht Orsini, den Tribunen zu erdolchen. Der Dolch gleitet jedoch an Rienzis Panzerhemd ab. Die Verschwörer werden ergriffen und zum Tode verurteilt, dann aber durch Rienzi begnadigt. Das Volk kann diese Entscheidung nicht verstehen. Die Zweifel an Rienzi steigen.
Dritter Akt: Großer Platz im Forum Romanum
Der Adel ist aus Rom geflohen und rückt mit seinen Truppen gegen die Stadt vor. Rienzi ist mittlerweile entschlossen, mit seinen Gegnern final abzurechnen. Die Plebejer gewinnen die Schlacht, die Anführer der Nobili, Orsini und Colonna, sterben. Der Tribun zieht im Triumph auf das Kapitol. Adriano, Sohn von Colonna und Verehrer von Irene, die Schwester von Rienzi, schwört Rache. Adriano, eigentlich ein Unterstützer des Tribuns, will nun aber den Tod seines Vaters rächen.
Vierter Akt: Platz vor der Laterankirche
Rienzi verliert sowohl seine Verbündeten als auch die Unterstützung des Volkes. Verschwörer beschließen mal wieder seine Ermordung. Als der Tribun die Kirche betritt, wird er auch noch von Kardinal Raimondo mit einem Kirchenbann belegt. Es geht dem Ende zu. Um Rienzi wird es einsam. Nur noch seine Schwester Irene hält zu ihm.
Die Lateran Basilika ist eine von vier Papstkirchen Roms. 313 unter Kaiser Konstantin dem Großen gegründet, wurde sie 896 durch ein schweres Erdbeben zerstört. Erst 1650 wurde sie im Auftrag von Papst Innozenz X umfassend im heutigen barocken Stil wiederhergestellt. Im 18. Jahrhundert erhielt sie ihre prächtige Fassade mit 15 Skulpturen von Alessandro Galilei. Mehr Informationen zur Basilika im Blog-Beitrag “Kirchentag in Rom”.
Fünfter Akt: Halle im und Platz vor dem Kapitol
Rienzi flüchtet vor der Menge ins Kapitol. Er zeigt sich dem Volk, versucht zu schlichten. Doch es ist zu spät. Die Plebejer setzen das Kapitol in Brand. Rienzi und Irene bereiten sich auf den Tod vor. Adriano versucht Irene zu retten, doch das einstürzende Kapitol begräbt alle. Die Stunde der (neuen) Nobili ist gekommen.
Weitere Opern, die in Rom spielen:
Don Pasquale von Gaetano Donizetti, Opera Buffa in drei Akten, uraufgeführt am 3. Januar 1843 in Paris, Zeitpunkt der Handlung: um 1840 / Die Oper ist nahezu “in-house”, spielt in Haus und Garten von Don Pasquale.
Agrippina von Georg Friedrich Händel, Opera Serie in drei Akten, uraufgeführt am 26. Dezember 1709 in Venedig, Zeitpunkt der Handlung: zu Lebzeiten des Kaisers Claudius um 50 n. Chr. / Die Oper spielt vorwiegend in den Gemächern von Agrippina und Poppea und am Kapitol.
Nero von Georg Friedrich Händel, frühe deutsche Barockoper, uraufgeführt am 25. Februar 1705 in Hamburg / Zeitpunkt der Handlung: 58 – 64 n. Chr. / Da war Poppea noch die Geliebte von Nero / Schauplätze sind Paläste und Gärten / Handlungsmäßig schließt sich die Oper von Monteverdi an.
Krönung der Poppea von Claudio Monteverdi, uraufgeführt in 1642 in Venedig, Zeitpunkt der Handlung: 62 n.Chr. / Die Oper erzählt die Geschichte der Poppea, die es geschafft hat, dem römischen Kaiser Nero den Kopf zu verdrehen / Schauplätze sind wieder vorwiegend Zimmer und Häuser / Kaiserpalast, nur die letzte Szene spielt auf dem Forum Romanum.
Weitere Opern, die in Rom spielen:
Don Pasquale von ….
Don Pasquale
Krönung der Poppea
Agrippina
Nero