Mit dem Zug nach Kandy
Wir fahren mit dem Zug in die Hauptstadt des letzten singhalesischen Königreiches, die wunderschön im zentralen Hochland liegt und heute ca. 160.000 Einwohner hat: Kandy. Die schnellste Zugverbindung dauert 2.5 Stunden und kostet, Hin-und Rückfahrt, sieben Euro pro Person. Die Tickets kaufe ich drei Tage vor Abfahrt unkompliziert an einem speziell ausgewiesenen Schalter.
Zunächst geht es mit dem Tuk Tuk zum wenig repräsentativen Bahnhof in Colombo. Eine klassische Wartezone gibt es nicht. Wir sitzen an Gleis 3 und beobachten das Treiben um uns herum. Um 10:35am setzt sich unser Zug pünktlich in Bewegung. Die erste Klasse ist allerdings kein „Observation Saloon“, wir fahren mit dem Express-Zug.
Die Fahrt dauert über vier Stunden, ist zwei Euro preiswerter als der schnellere Intercity mit dem „Observation Saloon“.
Mein Fehler, da ich beim Kauf der Tickets die Unterschiede nicht kenne und nur nach Abfahrzeit frage. So erreichen wir Kandy kurz vor 3pm. Allerdings mit dem Vorteil, direkt im Hotel einchecken zu können. Wir bleiben zwei Nächte, absolvieren das „kleine Kandy-Programm“, da es häufiger regnet.
Unsere Kandy-Agenda besteht aus drei Programmpunkten, die wir trocken absolvieren: Zahntempel, Kandy Lake und die Buddha Statue Bahirawakanda Vihara.
Zahntempel / Sri Dalada Maligawa
Dieser direkt am morbiden Queen`s Hotel und am Kandy Lake gelegene Tempel ist einer der heiligsten Orte im Buddhismus.
Mit kurzer Hose, kniefrei, ist für Männer kein Eintritt möglich. Unser erster Versuch am Ankunftstag scheitert deshalb. Nur mit langer Hose oder Sarong. Zweiter Versuch am Folgetag. Ich entscheide mich für eine Sarong-Hose, die ich nach dem Tempelbesuch in unseren Mini-Rucksack packen kann. Kostenpunkt: 400 Rupien, das sind zwei Euro.
Wir sind 20 Minuten vor 11am vor Ort, ziehen am Automaten für 1.500 Rupien das Eintrittsticket und gehen Richtung Schuhabgabe.
Ein Mann kommt auf uns zu, bietet seine Dienste als Fremdenführer an. Wir ziehen unsere Schuhe aus, er auch. Wir geben sie ab, er auch. Wir sollten uns beeilen, denn um 11am würde der Goldene Schrein mit dem linken Eckzahn von Buddha schließen. Seine Dienste als Guide würden nur 1.000 Rupien kosten. „No, thank you“. Wir gehen schnell in die oberste Etage des Tempels und in der Tat, wir schaffen es gerade noch vor Schließung der Tür. Hinter uns nur noch etwa 20 Locals. Fotografieren ist verboten. Die Sicherheitsleute drängen auf Weitergehen, ich erhasche nur einen kurzen Blick in den Schrein.Vorne sitzt ein Mönch mit der Spendenbox , flankiert von gewaltigen Elefanten-Stoßzähnen, und irgendwo im Hintergrund soll die vergoldete Schatulle mit dem Zahn stehen. Und schon werden wir weitergeschoben.
Locals sitzen auf dem Boden, beten und legen ihre Blumenspenden auf den Gaben-Tisch. Nach 11am sind auch andere Teile des Tempels bis zum frühen Abend geschlossen. Wir hätten schon um 9am dort sein müssen. Nun gut, wir erkunden das weitläufige Gelände und gehen zum Mittagessen.
Regen setzt ein. Der für den Nachmittag geplante Spaziergang um den See findet eine Stunde vor Sonnenuntergang statt. Insgesamt bin ich von diesem UNESCO-Weltkulturerbe (seit 1988) leicht enttäuscht. Das Museum of World Buddhism besuchen wir nicht.
Kandy Lake
Am Abend nach dem Regen spazieren wir um den Kandy Lake, vom letzten König Sri Lankas angelegt, um den Zahntempel noch schöner erscheinen zu lassen. Leider ist der Uferweg in vielen Abschnitten „under construction“, sodass der Spaziergang zum Baustellen-Hindernis-Lauf wird. Höhepunkt bei der Fauna im Wasser ist ein Waran. Wenn ich mir den Himmel blau und die Uferstraße baustellenfrei vorstelle – der Kandy Lake kann mitten im Trubel der Stadt ein idyllischer Ort sein.
Buddha-Statue
Weithin sichtbar thront auf dem 260 Meter hohen Bahirawakanda-Berg eine imposante weiße Buddhastatue, die in Richtung Zahntempel schaut.
Dorthin fahren wir mit dem Tuk Tuk am dritten Tag. Das Wetter ist gut, der Regen sollte erst wenige Stunden später bei Abfahrt des Zuges wieder einsetzen. Hinter dem Buddha führt eine Treppe auf eine kleine Aussichtsplattform, hoch genug, um das Panorama zu genießen. Ein toller Blick auf Stadt und See, und vor allem auf die grüne Hügellandschaft, die Kandy so besonders macht.
Der Eintritt kostet 1.50 Euro. Typisch für solche Orte sind die Donationboxes an jeder Ecke. Ein älterer Mann haut jeden Besucher an, erfüllt fast den Tatbestand der Nötigung, man solle doch spenden.
Pünktlich um 3pm fährt der Intercity zurück nach Colombo. Jetzt sitzen wir im “Observation Saloon”, sind um 5:30pm von unserem dreitägigen Ausflug zurück.
Die Perahera in Kandy findet im August statt, und ist um ein Vielfaches größer als die, die ich in Colombo erlebt habe. Aus Zeitgründen bleibt der 60 Hektar große Botanische Garten, der etwa fünf Kilometer westlich der Stadtgrenze liegt und jährlich 1,2 Millionen Besucher zählt, unentdeckt. Und damit auch die dort lebenden Flughunde und der imposante Banyanbaum, der eine Fläche von über 2000 Quadratmetern bedeckt.
.