Malta Seven – Vor allem Punkt fünf macht mich wütend
Malta ist eine inspirierende Insel mit spannender Vergangenheit und aufregender Gegenwart. Eine wundervolle Komposition aus Stein und Wasser mit gigantischen Festungsmauern und charmanten Buchten, mit sakralen Kuppeln und weltlichen Häuserfronten, mit hervorragenden Restaurants und zur Entspannung einladenden Promenaden. Malta ist eine von der Sonne verwöhnte Destination, die mehr als einen Besuch wert ist.
Sieben Themen möchte ich aus der Rubrik „Licht und Schatten“ vorstellen.
Felsstrände sind nicht meine erste Wahl
Imposant, wie die Menschen die Strandoptionen an der Sliema-Promenade nutzen. Nichts für mich. Aber wer kommt schon für einen Strandurlaub in die mit 0,55 Quadratkilometer kleinste Hauptstadt der EU.
Fähren und Wassertaxis dagegen schon
Ich liebe die Fortbewegung auf dem Wasser. Wie in Sydney, wo wir nahezu täglich mit der Fähre von unserer Wohnung an der North Sydney Wharf in Kirribilli zum Circular Quay gefahren sind. Oder andere Stadtteile besucht haben. Auf Malta sind es die Fahrten mit der Fähre zwischen Sliema -Valletta – 3 Cities und einmal das Wassertaxi von Birgu nach Valletta. Fahrpreis: Drei Euro pro Strecke, Normaltarif für zwei Personen, ein Euro Seniorentarif, für zwei Personen. Das Wassertaxi kostet zwei Euro pro Person. Kein Seniorentarif.
Spaziergang auf Grabsteinen
Die barocke Kathedrale St. John`s macht es möglich. Die vom Johanniterorden erbaute Kirche wurde 1577 kurz nach der Großen Belagerung fertiggestellt und Johannes dem Täufer gewidmet. In einer Kapelle ist auch das berühmte Gemälde von Caravaggio „Die Enthauptung des Hl. Johannes des Täufers“ zu bewundern.
Der Boden ist vollflächig mit Marmorgrabsteinen bedeckt. Sie erinnern an die Ritter des Ordens, die aus mächtigen Adelsfamilien Europas kamen. Jeder Grabstein ist mit Botschaften von Ruhm, Sieg oder Tod geschmückt. Der Tod, dargestellt durch ein Skelett, oft mit Sichel und Sanduhr, ist ein immer wiederkehrendes Motiv. Ein einzigartiger Spaziergang mit Blickrichtung Boden, sozusagen mit gesenktem Kopf. Aber auch die Blickrichtung Decke enttäuscht nicht. Was für ein Meisterwerk! Eintritt: 15 Euro, für Senioren neun Euro.
Oase der Ruhe
Eine Perle im Trubel von Portomaso. Leider war der Garten geschlossen. In der Kapelle scheint die Zeit stehen zu bleiben. Ich genieße ein paar Momente der Stille, bevor es wieder in die maltesische Sonne und nach St. Julian`s geht. Die römisch-katholische Kirche und die Kapelle werden von Augustinerbrüdern geleitet. Die Millennium Chapel ist neben ihrer „Meditationskompetenz“ auch Beratungsstelle für Hilfsbedürftige, unabhängig von Religion und Hautfarbe. Wichtige Zielgruppe sind junge Menschen, die nach Orientierung suchen.
Autobombe verursacht politische Krise
2017, am 16. Oktober, wurde die Journalistin Daphne Caruana Galizia mit einer Autobombe ermordet. Die bei ihrem Tod 53-jährige hatte regelmäßig über Korruption, Geldwäsche und andere illegale Geschäfte in Malta berichtet. Verwickelt waren nach ihren Recherchen auch Mitglieder der Regierung. Zu ihrem Gedenken besuche ich zwei „Mahnmale“: an der Sliema-Promenade und vor der St. John`s Cathedral.
Kürzlich, also fünf Jahre nach der Tat, sind zwei Brüder schuldig gesprochen worden. Beide wurden zu einer Haftstrafe von „nur“ 40 Jahren verurteilt, weil sie ein Geständnis abgelegt hatten. Der wahrscheinliche Auftraggeber des Attentats, ein dubioser Geschäftsmann, steht noch vor Gericht. Damals waren die Proteste auf Malta gewaltig, sodass der Regierungschef Joseph Muscat zurücktreten musste. Der Auftragsmord an der investigativen Journalistin wird Malta noch länger beschäftigen.
Es ist beängstigend, dass immer wieder investigative Journalisten Opfer der Netzwerke aus Politik, Wirtschaft und Unterwelt werden. Korruption scheint in vielen Staaten zur Tagesordnung zu gehören, Normalität zu sein. Erinnert sei in dem Zusammenhang an den niederländischen Journalisten Peter R. de Vries, der 2021 ermordet wurde, an den Griechen Giorgos Karaivaz, auch 2021 ermordet, und an den Slowaken Jan Kuciak, der zusammen mit seiner Verlobten 2018 Auftragsmördern zum Opfer fiel.
Ein vitaler Ort mit Charme
Von unserem Hotel bis zur Balluta Bay in St. Julian´s sind es knapp 400 Meter. Die Balluta Bay ist einer der schönsten Orte für Wassersport, Gastronomie und Kultur. Kleiner Strand, olympischer Pool, charmante Restaurants, schattige Cafes, moderne Hotels und die neugotische Carmelite Parish Church – eine touristische Komposition de luxe, die auch von den Locals gerne genutzt wird.
Farbige Balkonkultur
Die meisten sind wunderschön restauriert, strahlen den Betrachter an, andere sind sehr in die Jahre gekommen, verfallen – die Gallariji, die maltesischen Balkone, Kulturerbe der arabischen Epoche. Geschützte Logenplätze, um das Straßenleben zu beobachten. Vor allem für Frauen galt: sehen, aber nicht gesehen werden.
Heute gibt es für die Gestaltung und Instandhaltung der Gallariji behördliche Vorgaben sowie Zuschüsse für die Restaurierung. Ein Eldorado für Fotografen, Blickfang für jedermann.