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Der Deutsche Friedhof – Campo Santo Teutonico

Der Friedhof der Deutschen und der Flamen liegt im Vatikan, aber auf italienischem Territorium. Geregelt in den Lateranverträgen von 1929, ist der deutsche „Campo Santo dei Teutonici e dei Fiamminghi“ italienische Exklave. Der überschaubare Friedhof ist von Gebäuden und hohen Mauern eingeschlossen, eine Oase der Stille. Der Blick von der Kuppel des Doms (Titelfoto) zeigt die winzige Dimension. Der Friedhof bedeckt einen kleinen Teil des früheren „Zirkus des Caligula und des Nero“, eine Wettkampfarena für Wagenrennen, aber auch Schauplatz für Martyrien nach dem großen Brand in 64 n. Chr. „Den Christen wurde Spott zugefügt, sie gingen von Tierfellen bedeckt durch Zerreißen der Hunde zugrunde oder wurden ans Kreuz geschlagen oder nach Sonnenuntergang als Fackeln verbrannt.” (Tacitus: Annales 15, 44). Der Platz vor dem Friedhof auf vatikanischem Boden heißt dementsprechend “Piazza dei Protomartiri romani”, Platz der ersten römischen Märtyrer.

Der Blick vom Eingang in das üppige Grün

Der Petersdom im Licht der Sonne

Das zentrale Friedhofskreuz von Wilhelm Achtermann aus dem Jahr 1857

Auf dem Grundstück befinden sich heute neben den Gräbern eine Kirche, Santa Maria della Pieta, eine Kapelle, die Stelle, an der Petrus angeblich getötet wurde, der Sitz der Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Mutter Gottes der Deutschen und Flamen, Hausherr und Eigentümer seit 1454, die Görres-Gesellschaft und ein Päpstliches Kolleg. Hier ein Blick in die kleine Kapelle:

Das Altarbild erinnert an die Pieta von Michelangelo

Das Recht für Bestattungen liegt seit 1513 bei der Bruderschaft und seit 1520 auch bei der Schweizergarde, die dafür in der Kirche über eine Seitenkapelle verfügt, die Schweizerkapelle. Deutschsprachige Pilger, die auf einer Romreise versterben, haben heute noch das Recht, auf dem “Heiligen Feld” begraben zu werden.

Beim Spaziergang über den Friedhof sehen wir Erd-und Urnenbestattungen auf den Gehwegen, an den Mauern, auf Grabflächen, in der Kirche. Bestattungen in der Kirche waren früher üblich. Die Grüfte unter dem Friedhof sind nicht zugänglich.

Für konventionelle Einzelgräber ist nicht viel Platz

Da müssen die Gehwege …

… und die Mauern helfen

Die Kirche in ihrer heutigen Form wurde am Hauptfest der Bruderschaft, am 8. Dezember 1500, geweiht. Sie ist relativ sparsam dekoriert, mit einem fünfteiligen Altarretabel und zwei vertikalen Grabmalen mit der im Barock beliebten Darstellung des Knochenmannes, der das Porträt des Verstorbenen in Händen hält. Sozusagen ein Memento Mori.

Barockes Grabmal von Laurentius Rues aus Tirol, als Bildhauer 1690 gestorben. Das über vier Meter hohe, aus verschiedenen Marmorsorten gestaltete Denkmal in Anlehnung an Gian Lorenzo Bernini, war noch zu Lebzeiten des Auftraggebers, es war Laurentius Rues selbst, 1689 fertig. Selbstverständlich war Rues Mitglied der Bruderschaft

Auf einem anderen Pfeiler verkündet die Bruderschaft stolz ihre Privilegien. Ein aus einer Marmortafel herausgearbeiteter, schwebender Putto hält mit ausgebreiteten Armen ein Tuch vor dem Körper, auf dem die Ablässe und Privilegien verzeichnet sind, die im Laufe der Jahrhunderte von den Päpsten der Bruderschaft gewährt wurden.

Besonders beeindruckend ist der Kreuzweg mit 14 Stationen. Diese wurden  zwischen 1757 und 1766 errichtet und von einem Tiroler Künstler ausgemalt. Im 19. Jahrhundert wurden die durch Feuchtigkeit beschädigten Fresken durch neue ersetzt, die dann wiederum aus Gründen der Haltbarkeit zwischen 1902 und 1930 in Majolikaplatten umgewandelt wurden. Drei Beispiele, die Stationen 2-4, für den Kreuzweg:

Vor dem Majolikabild des neronischen Circus wurde die Rektorengruft angelegt. Hier ruht der Gründer des Priesterkollegs, Anton de Waal aus Emmerich, gestorben 1917.

De Waal prägte in seiner mehr als 40jährigen Tätigkeit Bruderschaft und Nationalstiftung. Darüber hinaus war er in der Seelsorge in Rom und im kulturellen und wissenschaftlichen Leben sehr aktiv. Seine herausragende Stellung wird durch eine Infotafel dokumentiert

Zwei Denkmale will ich besonders erwähnen.

Direkt neben der Friedhofskapelle liegt das gestalterisch hervorstechende Monument für Charlotte Friederike von Mecklenburg-Schwerin, gestorben 1840, Mutter des dänischen Königs Friedrich VII. Der Friedensengel ist eine Arbeit des dänischen Bildhauers Jens Adolf Jerichau. Fertiggestellt im Jahr 1849

In der Mitte der Wand das Denkmal für Kardinal Gustav von Hohenlohe, gestorben 1896. Gestiftet 1899 vom Bruder des Kardinals, Reichskanzler Chlodwig von Hohenlohe-Schillingsfürst. Hohenlohe hatte zunächst ein enges Verhältnis zu Papst Pius IX., fiel aber dann in Ungnade, als er sich gegen das Unfehlbarkeitsdogma aussprach. Dem Campo Santo Teutonico war er seit 1862 eng verbunden

Der Zutritt zum Friedhof ist allerdings mit (kleinen) Hürden verbunden. Zunächst müssen wir hinter den linken Kolonnaden des Petersplatzes in die Sicherheitskontrolle. Dann gehen wir auf ein Gittertor mit zwei Schweizer-Gardisten in ihren unverwechselbaren blau-gelb-roten Uniformen zu, zeigen unseren deutschen Reisepass und bitten auf deutsch um die Erlaubnis, den Friedhof besuchen zu dürfen. Wir gehen dann ca. 100 Meter weiter, kommen auf den Platz der ersten Märtyrer und sehen links die offene Tür zum Friedhof. Zu beachten: Während unserer Rom-Zeit war der Friedhof nur vormittags geöffnet.

Da bei unserem Besuch das schmiedeeiserne Tor weit geöffnet ist, kann ich die über die ganze Breite angebrachten Worte “Teutones in Pace” nicht zusammenhängend sehen. Im Gästebuch des Campo Santo Teutonico gibt es dazu einen kleinen Vers: “Hier ist des Deutschen Herz, Hier endlich wohnen. Im Angesicht unsäglicher Versöhnung, Und nah dem Ort der kaiserlichen Krönung. Nach Schuld und Streit, Im Frieden die Teutonen”.

Abschließend nochmal die offizielle Info zu diesem Kleinod, sozusagen auf einen Blick.

 

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