Madrid II – Museen
Madrid ist ein Eldorado für bekannte und weniger bekannte Museen. Neben dem unverzichtbaren Terzett aus „Museo del Prado, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia und Museo Thyssen Bornemisza“ gibt es eine Fülle von spannenden kleineren Museen, die besucht werden sollten. Etwa das „Museo Sorolla“ in Chamberi, das „Museo Cerralbo“ in Arguelles oder das „Museo Lazaro Galdiano“ in Salamanca. Da ich aber kein Museums-Enthusiast bin, beschränke ich mich auf das unverzichtbare Terzett und besuche darüber hinaus noch das „Museo de Historia de Madrid“.
Wir starten mit dem „Museo Thyssen Bornemisza“.
Fotografieren ist erlaubt. Das Museum liegt am Paseo del Prado im Palacio de Villahermosa. Vor dem Eingang steht die Büste von Baron Hans-Heinrich Thyssen-Bornemisza (1921 – 2002), dem Namensgeber, dessen bemerkenswerte Sammlung, 1993 vom spanischen Staat erworben, im Museum zu besichtigen ist.
Das Museum wurde im Oktober 1992 eröffnet. Heute gegliedert in „Pintura Moderna“ im ersten Stock und „Pintura Antigua“ im zweiten Stock. Im Erdgeschoss befindet sich die Sammlung Carmen Thyssen-Bornemisza*, die etwa 180 Kunstwerke umfasst. Wie auch in den beiden anderen Museen ist der visuelle Overflow stets präsent. Die Vielfalt ist großartig: altniederländische Malerei (z.B. Jan van Eyck), Dürer, Caravaggio, Rubens, Frans Hals, Canaletto, Caspar David Friedrich, Monet, Degas, Gauguin, Van Gogh, Picasso, Chagall, Dali oder Kandinsky.
Einige Impressionen:
Eine besondere Ausstellung widmet sich der Kunst des Trompe l´oeil, illusionistische Malerei, die mit perspektivischer Darstellung Dreidimensionalität vortäuscht. Drei Beispiele moderner Kunst:
Zum Finale eine berühmte Skulptur von Auguste Rodin (1840 – 1917).
Natürlich kommt Merchandising nicht zu kurz.
*Noch ein Wort zur letzten Ehefrau vom Baron. 1943 in Sitges als María del Carmen Rosario Soledad Cervera Fernández geboren, war sie Fotomodell und Filmschauspielerin. 1961 wurde sie Miss Espana. 1962 lernte sie Lex Barker (1919 – 1973) kennen, den sie im Mai 1965 heiratete. 20 Jahre später, nach einer zweiten gescheiterten Ehe, heiratete sie Hans-Heinrich Thyssen-Bornemisza. An der Verlegung seiner Kunstsammlung von Lugano nach Madrid hatte sie maßgeblichen Anteil. Für ihren Mann war sie die fünfte Ehefrau. Heute ist sie eine anerkannte Kunstsammlerin mit „eigenen“ Zweigstellen in Malaga (Museo Carmen Thyssen), Andorra (Museu Carmen Thyssen Andorra) und im Kloster von Sant Feliu de Guixols in der Provinz Girona.
Als Senior, 65+, zahle ich neun Euro.
Wir setzen die Museumsreise mit dem „Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia“ fort.
Fotografieren ist nur zum Teil erlaubt. Das Museum liegt in einem klassizistischen Gebäude in Atocha, ein Steinwurf vom Hauptbahnhof entfernt. Zuvor Krankenhaus, wurde das Museum 1986 als Kunstzentrum eröffnet. Architektonisch trägt das Gebäude bis zur Eröffnung die Handschrift von Francisco Sabatini und ab 2001 bei der Modernisierung die Handschrift von Jean Nouvel. Mit dem Velazquez-Palast und dem Kristall-Palast, beide im wunderschönen Retiro-Park gelegen, hat Reina Sofia noch zwei weitere Standorte in Madrid. Sowohl der überdachte Vorplatz als auch die „Rückschau“ mit den beiden Transparentaufzügen sind beeindruckend.
Das Museum konzentriert sich auf zeitgenössische Kunst, vor allem aus Spanien. Zu bestaunen sind Werke des 20. Jahrhunderts. Die Themen sind in drei Zeitabschnitten sowohl im Nouvel- als auch im Sabatini-Flügel aufbereitet: 1900 – 1945, hier insbesondere Picasso, Gris, Miro und Dali. 1945 – 1968, hier insbesondere Antoni Tapies, Henry Moore und Yves Klein. 1962 – 1982, hier insbesondere Gerhard Richter oder Luis Gordillo. Ergänzt werden diese umfangreichen Dauerausstellungen durch die kubistische Sammlung der Fundacion Telefonica.
Einige Impressionen:
Das herausragende Werk des Museums ist das monumentale Ölgemälde “Guernica”, eines der wichtigsten Werke von Pablo Picasso. Das von der Regierung der Republik auf der Pariser Weltstellung 1937 vorgestellte Bild bringt den Schmerz der Opfer der Bombardierung der baskischen Stadt Guernica am 27. April 1937 durch die deutsche Legion Condor im spanischen Bürgerkrieg zum Ausdruck.
Als Senior, 65+, zahle ich keinen Eintritt.
Wir schließen die Museumstour mit dem „Museo del Prado“.
Es ist das bekannteste und größte Museum in Madrid mit der umfassendsten Sammlung spanischer und internationaler Malerei des 11. bis 18. Jahrhunderts, darunter Meisterwerke von El Greco, Velázquez, Goya, Hieronymus Bosch, Tizian, Van Dyck und Rembrandt. Fotografieren ist strengstens untersagt.
1819 wurde das Museum im neoklassizistischen Baustil für die Öffentlichkeit eröffnet. Damals waren etwas mehr als 300 Werke im Katalog. Heute hat das Museum mehr als 9.000 Gemälde, Skulpturen, Drucke und Zeichnungen. Im Jubiläumsjahr 2019 zählte der Prado mehr als 3.2 Millionen Besucher.
Ich werde von der Vielzahl der Säle und Galerien fast erschlagen. Großer Andrang herrscht vor den Gemälden „Las Meninas“ von Velazquez, „Die Erschießung der Aufständischen – El 3 de mayo en Madrid“ von Goya (übrigens hängt daneben sein Gemälde „Der Beginn des Aufstandes am 2. Mai) oder „Garten der Lüste“ von Bosch. Meisterwerke im Überfluss in fast jedem Saal, von Rubens und Rembrandt über Caravaggio bis zu Tizian und Tintoretto.
Spannend ist ein interaktives Gemälde. Das Plakat lässt hoffen, die Wirklichkeit enttäuscht.
Lohnend ist ein Besuch im Keller. Hier geht es um die Geschichte des Museums.
Als Senior, 65+, zahle ich 7.5 Euro.
Die Besuche im „Thyssen“ und bei „Reina Sofia“ waren sehr angenehm, da die Zahl der Besucher überschaubar war. Man hatte durchaus Muße, vor einem Gemälde zu verweilen und dem Audio-Guide zu lauschen. Anders im „Prado“. Ich habe noch nie eine solche Lautstärke und eine mit einem Jahrmarkt vergleichbare Atmosphäre erlebt. Das hat keinen Spaß gemacht.
Museum für Geschichte
Die Ausstellung zur historischen Entwicklung von Madrid ist hervorragend gemacht. Sie bietet einen umfassenden Überblick über Kunst, Industrie, Alltag und Traditionen der Madrider Bevölkerung ab Ernennung der Stadt zur Hauptstadt Spaniens bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Leider hört die Geschichte im Jahr 1919 auf. Schade.
Ich war sehr an einer Darstellung der neueren Geschichte interessiert, vor allem die Aufarbeitung der Franco-Diktatur und die sich anschließende Demokratisierung. Fehlanzeige. Gewollt?
Adresse: Calle de Fuencarral 78
Fazit: Für alle drei Museen sollte man jeweils einen Tag reservieren. Das geht allerdings bei einer kurzen Städtereise nicht. Der Prado hat den internationalen Ruf, ja, wahrscheinlich muss man dorthin. Am wohlsten habe ich mich bei Thyssen gefühlt.