Kirchentag in Rom II
Die vier wichtigsten Kirchen in Rom sind die päpstlichen Basiliken. Eine davon habe ich im ersten Teil dieses Beitrages besucht. Zwei weitere folgen heute. Nur “San Paolo Fiori Le Mura” muss auf den zweiten Rom-Besuch warten. Alle Papstbasiliken führen eine Sicherheitskontrolle am Eingang durch. Eintritt habe ich bei allen besuchten Kirchen nicht bezahlt. Relativ streng, wird aber nicht überall kontrolliert, ist die Kleiderordnung. Generelle Regel: Schultern sollten bedeckt sein.
Basilica Santa Cecilia
Die Basilika aus dem 9. Jahrhundert liegt im Stadtviertel Trastevere. Sie wurde auf dem Wohnhaus der römischen Patrizierin Cäcilia errichtet, die 230 n. Chr. als christliche Märtyrerin starb. Cäcilia gilt als Schutzherrin der Musik. Beeindruckend das Fresko von Sebastiano Conca im Mittelschiff. Es zeigt die Apotheose der Heiligen Cäcilia. Unter dem Altar befindet sich die Statue der Heiligen Cäcilia von Stefano Maderno (16oo). Das berühmte Fresko “Weltgericht” von Pietro Cavallini habe ich leider nicht gesucht.
Basilica Santa Maria Maggiore
Die Basilica Santa Maria Maggiore gehört zu den vier offiziellen Papstbasiliken und ist die größte der über 40 Marienkirchen in Rom. Nach einer Legende wurde sie an dem Ort errichtet, auf dem Esquilinhügel, wo es in der Nacht vom 4. auf den 5. August 352 n. Chr. angeblich schneite. Deshalb findet jedes Jahr am 5. August eine besondere Zeremonie statt, die an das „Schneewunder“ erinnert. Tausende von weißen Blumenblättern segeln von der Spitze der Basilika auf den Boden. Die realen Urkunden datieren sie ins 5. Jahrhundert. Sehr beeindruckend ist die Komposition der goldverzierten Decke im Mittelschiff mit den weißen Marmorsäulen an den Seiten.
Ein Grabmal hat mich besonders bewegt. Es liegt in der Sixtinischen Kapelle (Capella Sistina) und ist Papst Sixtus V gewidmet. Gebaut hat die Kapelle Domenico Fontana in 1587. Gegenüber liegt die Paulinische Kapelle, nach Papst Paul V benannt. Die Capella Sistina erreicht bei weitem nicht die Schönheit der Sixtinischen Kapelle im Vatikan, die von Sixtus IV in Auftrag gegeben wurde, kommt aber wundervoll mit Gemälden und einer Gruppe von vier Engeln, die einen Tabernakel tragen, ins Auge des Betrachters.
Unter dem Altar, der sich an den Altar Berninis aus dem Petersdom anlehnt, liegt die Confessio, eine kleine Kapelle, ein Ort des Betens und der Beichte. Hier betet Papst Pius IX.
Chiesa Sant Agnese in Agone
Errichtet im 8. Jahrhundert an der Stelle, an der die Märtyrerin Agnes von Rom ihr Martyrium erlitt.
Die gegenwärtige Kirche wurde Mitte des 17. Jahrhunderts von einem Konkurrenten von GL Bernini, Francesco Borromini, vollendet. Die Innenausstattung ist, wie bei vielen römischen Kirchen, von Gold und Marmor geprägt.
Basilica San Giovanni Laterano
Die „Arcibasilica di San Giovanni in Laterano“ wurde 313 unter Kaiser Konstantin dem Großen gegründet. Konstantin führte im gleichen Jahr die Religionsfreiheit im Römischen Reich ein, also auch das Christentum. 896 zerstörte ein Erdbeben große Teile der ursprünglichen Basilika. Erst 1650 wurde die Kirche im Auftrag von Papst Innozenz X umfassend von Borromini im heutigen barocken Stil wiederhergestellt. Ihre prächtige 140 Meter hohe Fassade mit den vielen Skulpturen erhielt sie im 18. Jahrhundert.
Wie beim Petersdom und der Basilica Santa Maria Maggiore steht vor dem Besuch eine Sicherheitskontrolle. Im Innern das bereits erlebte Bild von Papstbasiliken: Gigantische Ausmaße, Gold und Marmor, an der Decke und auf dem Boden. Aber die Marmorstatuen der zwölf Apostel, die rechts und links entlang des Kirchenschiffs stehen, sind das Highlight der Basilika. Zudem beherbergt die Kirche sechs päpstliche Grabstätten.
Die Kirche wurde auf den Gärten des ehemaligen Palastes der adligen Familie von Plautius Lateranus gebaut. Unter Kaiser Nero wurde er zum Tode verurteilt, weil er ein Freund der Christen war. Die Papstbasilika ist auch Schauplatz des vierten Aktes einer Oper von Richard Wagner: RIENZI.
Basilica Sant` Andrea della Valle
Der Bau von Sant` Andrea della Valle wurde nach dem Vorbild der Kirche Il Gesu, der Mutterkirche der Jesuiten, in 1591 begonnen und in 1683 abgeschlossen. Die Kirche ist einschiffig. Acht Seitenkapellen schaffen eine Atmosphäre zum Verlieben.
Hier nun der Blick ins Innere. Die Fresken am Hauptaltar, im Altarraum, in den Kuppeln und an den Decken machen süchtig. In einer Seitenkapelle spielt auch der erste Akt der Oper TOSCA.
Damit endet mein persönlicher Kirchentag, was für eine Pracht, Schönheit, Eleganz, aber auch Bescheidenheit. Warum ich Rom erst im fortgeschrittenen Alter besuche, ich kann es mir nach diesen emotionalen Eindrücken und Erlebnissen nicht erklären.