In 80.000 Schritten um die Welt – Weltpolitik Aktuell
Kapitel 12: Lange habe ich überlegt, ob ich die Pavillons von Belarus und Russland besuchen soll. Aggressoren, die in der Ukraine zerstören und töten. Ich habe mich dafür entschieden. Am 28. Februar, also vier Tage nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges mit belarussischer Unterstützung, besuche ich beide Pavillons. Meine Bewertung richtet sich, wie in den elf Kapiteln zuvor, ausschließlich nach dem Auftritt der Länder auf der EXPO 2020. Die Ukraine besuche ich am 1. und 2. März und bin emotional berührt von der Solidarität der Besucher.
Ukraine
Der zweistöckige Pavillon ist optisch keine ikonische Architektur, doch er lädt aufgrund seiner Glasfassade zum Besuch ein. Das Angebot ist vielfältig: Von interaktiven Zonen zu den Themen intelligentes Leben, intelligentes Denken und intelligentes Fühlen über künstlerische Darbietungen bis zur Präsentation nachhaltiger Innovationen.
Dieser Pavillon ist wirklich zukunftsorientiert. Ein sehr großer Teil der Aufmerksamkeit bleibt allerdings im Erdgeschoss. Dort sind alle Wände mit Solidaritäts-Bekundungen gestaltet.
Die Mitarbeiter des Pavillons sind alle total freundlich – wie schwer muss das angesichts der Wirklichkeit in der Heimat sein.
Belarus
Die interessante Architektur des Pavillons setzt sich im Innern mit einer bunt gemischten Ausstellung fort. Das Land präsentiert sich als „The Forest of Future Technology“, in Anlehnung an den reichhaltigen Waldbestand (40 Prozent der Landesfläche).
Hinzu kommen ca.15 Prozent Flüsse und Seen – Belarus ist ein Land der Natur. Doch auch die Vorstellung von Industrieunternehmen und Produkten kommt nicht zu kurz. Optisch gut gemacht.
Und am Ende der Ausstellung die „Executive Summary“: Fünf Gründe, Belarus zu besuchen. So auf den Punkt gebracht habe ich das bei allen anderen Pavillons nicht gesehen.
Russland
Die Architektur des Pavillons ist bemerkenswert. Ein fließendes Volumen aus einer Vielzahl ineinander verschlungener Stränge regenbogenfarbener Röhren symbolisiert die rasant wachsende Geschwindigkeit des Fortschritts und die unaufhaltsame Vorwärtsbewegung.
Im Innern sehe ich eine multimediale Show mit einer überdimensionalen Gehirnstruktur, die das Netzwerk von Nervenzellen visualisieren soll. Hart an der Grenze zur Reizüberflutung.
Die Ausstellung ist weniger industriepolitisch, sondern in erster Linie wissenschaftlich-neurologisch. Der Bedarf im Kreml ist gegenwärtig da. Besucher, die sich die Zeit nehmen, lernen spannende Dinge über das menschliche Gehirn.
STAY STRONG UKRAINE