Herz König
Am 3. Dezember 1967 schrieb der südafrikanische Arzt Christiaan Barnard Geschichte. Im Groote Schuur Krankenhaus in Kapstadt wurde erstmals ein Herz transplantiert. Von ihm und seinem 30-köpfigen Team. Heute erinnert das „Heart of Cape Town Museum“ im Groote Schuur an diesen denkwürdigen Tag und an die Hauptdarsteller dieser Pionierleistung: Christiaan Barnard, Louis Washkansky und Denise Darvall.

Der Unfall
Es war der 2. Dezember 1967. Die Familie Darvall war auf dem Weg zu einer Feier. Im Stadteil Observatory hielten sie kurz an, um einen Kuchen für den Gastgeber zu kaufen. Auf dem Rückweg zum Auto, beim Überqueren der Main Road, wurden Mutter und Tochter von einem betrunkenen Autofahrer tödlich verletzt. Dieser Unfall sollte die Welt verändern. Die Ärzte im Groote Schuur, allen voran Christiaan Barnard, entschieden schnell. Wir können einem Patienten das Herz der Tochter implantieren, vorausgesetzt, der Vater von Denise, der den Unfall mit ansehen musste, willigt ein. Das tat er, und am 3. Dezember war Louis Washkansky der Nutznießer.

Der Patient ist nach der OP in guter Stimmung
Allerdings lebte Washkansky nur 18 Tage mit dem fremden Herzen. Er starb an einer Lungenentzündung.

Die Originaltafel für die OP
Die Führung im Museum dauert knapp zwei Stunden. Es war total spannend: die Hauptdarsteller kennenzulernen, sich in den originalgetreuen Operationssälen zu bewegen und über die durchaus vorhandenen Konflikte im Ärzteteam zu lesen. Denn selbst der Bruder von Christiaan Barnard, Marius, war zunächst skeptisch. Fotos, Filme und hervorragend modellierte Wachsfiguren im Arbeitszimmer und in den Operationssälen machen die Tour zu einem informativen Erlebnis.

Im Arbeitszimmer

Im Operationssaal
Aus dem in Beaufort West im Jahr 1922 geborenen Wissenschaftler wurde ein internationaler Glamour-Star. Empfang hier, Audienz dort. Flirt hier, Liebschaft dort. Bitter sein Ende. Im Alter von 79 Jahren starb er im Jahr 2001 auf Zypern. Dank Barnard wurde das Groote Schuur (Große Scheune, weil nach einem Gutshof holländischer Siedler im 17. Jahrhundert benannt) zu einem Mekka der Herzchirurgie.

Viva Italia

Viva Boris

Christiaan Barnard starb 2001 auf Zypern
Was mir nicht gefällt ist die Preisgestaltung für den Besuch des Museums. Nicht–Südafrikaner zahlen gemäß „Eintrittstafel“ den doppelten Preis. Nach Diskussion durfte ich zum südafrikanischen Preis eintreten. Wobei auch 150 Rand für Südafrikaner ein stolzer Preis ist. Das „Heart of Cape Town Museum“ ist allerdings privat geführt (im staatlichen Groote Schuur Krankenhaus). Es lohnt sich, und würde sich auch für viele Südafrikaner lohnen, die nicht mal eben 150 Rand für einen Museumsbesuch auf den Tresen legen können.

Ohne Worte
Südafrika hat damals Geschichte geschrieben. Ja, es war noch in der Zeit der Apartheid, aber warum kann die Provinz Western Cape oder die Stadt Kapstadt den Betrieb des Museums nicht federführend übernehmen und mit einer moderaten Preisgestaltung der Bevölkerungsmehrheit den Besuch ermöglichen?

Blick vom Groote Schuur Hospital in die Ferne