(II) Abu Dhabi und Dubai – Herausforderungen für Rentner
Es wird diesmal keine Empfehlungen geben. Denn Empfehlungen gebe ich nur, wenn für mich die Destination für einen mehrmonatigen Rentner-Aufenthalt geeignet ist. Barcelona und Kapstadt sind in dieser Hinsicht ideal. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) leider nicht, obwohl ich in Dubai und Abu Dhabi vom 26. Januar bis zum 24. März 2017 eine spannende Zeit mit vielen tollen Erlebnissen hatte. 29 Blog-Beiträge dokumentieren dies. Aber zum „Überwintern in der Sonne“ sind die VAE für mich als Rentner keine Option.
2. Da ist der Mangel an Kommunikations-Plattformen, die auch für eine temporäre Integration wichtig sind.
Auch wenn Sie als Rentner für einen überschaubaren Zeitraum im Ausland leben, Integration ist wünschenswert. Sie wollen Leute kennenlernen, sich austauschen, Tipps bekommen, einfach soziale Kontakte knüpfen. Sie wollen kein Einsiedler unter der Sonne sein. Deshalb brauchen Sie Kommunikations-Plattformen. Wir hatten in Barcelona und Kapstadt InterNations, Facebook-Gruppen und Lions. In den VAE war es schwieriger. InterNations in Dubai ist von jungen Mitgliedern dominiert, Party, Party, Party. InterNations in Abu Dhabi entwickelt sich noch, es gab kaum Veranstaltungen. Ausgezeichnet die FB-Gruppe „Abu Dhabi Q&A“. Ein Muss. Und Lions, sowohl in Dubai als auch in Abu Dhabi, war ein Ausfall. Keine Kontakte trotz Initiative. Für Frauen bieten sich in Abu Dhabi die GLADIES an, ein Club deutschsprechender Damen, die sich regelmäßig treffen und austauschen. Meine Frau war schnell integriert. Bestimmte Veranstaltungen sind auch für die männlichen Partner „erlaubt“.
Es gibt auch nicht die „Eckkneipe“ als Kommunikations-Plattform, den Pub oder den für unsere Altersgruppe geeigneten Club. Das Angebot an kulturellen Events ist sehr überschaubar. Kommunikation mit den Einheimischen findet nicht statt. Die Emiratis leben in ihrer (geschlossenen) Gesellschaft. Einen Zugang für Rentner habe ich in den zwei Monaten nicht gefunden. In der Arbeitswelt mag dies anders sein.
Wenn überhaupt, läuft die Kommunikation mit Expats, die hier leben und arbeiten. Mein Gefühl: Ein Rentner passt nicht so wirklich in deren Weltbild. Aber vielleicht waren auch zwei Monate für einen nachhaltigen Kontaktaufbau zu kurz.
3. Da ist der Mangel an preisgünstigen Genuss-Plattformen, die das Leben bereichern.
Genuss-Plattformen wie Restaurants der gehobenen Qualität sind fast nicht zu bezahlen. Schon gar nicht mehrmals die Woche. Es gibt zwar auch preiswerte und gute Restaurants in den Stadtteilen. Diese können aber, je nach Standort der Wohnung, nur motorisiert erreicht werden. Die Strände als Genuss-Relax-Plattformen sind sehr ordentlich, strahlen allerdings nur selten Atmosphäre aus. Der Zugang zu den privaten Hotelstränden ist nicht möglich, oder nur mit hoher Eintrittsgebühr. An den öffentlichen Stränden fehlt oft die Infrastruktur, die das Sonnenbaden am Wasser so angenehm macht. Die Parks sind vorwiegend auf Familien mit Kinder ausgerichtet. Und freitags, am islamischen Sonntag, voll mit Großfamilien, die Picknick zelebrieren.
Kulturelle Genuss-Plattformen wie Theater oder Oper haben leider einen recht ausgedünnten Spielplan und hohe Preise. In vielen Hotels gibt es zwar die Happy Hour, bei uns in Ray´s Bar im 62. Stock von 5 – 8 pm, Getränke zum halben Preis, also das Bier für 5.50 statt 11 Euro. Aber wer will schon täglich in der Happy Hour sein? Und für neue Kontakte ist die Happy Hour nur bedingt geeignet.
4. Da ist die Dominanz der individuellen Mobilität, ohne Auto geht es (fast) nicht. Und das kombiniert mit der lokalen Fahrkultur.
Die Entfernungen sind gewaltig. Öffentlicher Personennahverkehr ist in Dubai mit den beiden Metrolinien sehr viel besser aufgestellt als in Abu Dhabi. Hier gibt es zwar Busse, die aber nach Meinung der Locals nicht wirklich zuverlässig sind. Und hinzu kommt für uns die Herausforderung der Orientierung im lokalen Busfahrplan. Dafür sind die Taxis in beiden Städten sehr preiswert. Wobei Taxifahrten in der Summe auch budgetrelevant werden können, obwohl der gefahrene Kilometer durchschnittlich „nur“ 70 Cent kostet.
Ohne einen eigenen Wagen ist die Flexibilität des Alltags sehr eingeschränkt. Selbst wenn der Mietwagen long-term günstig um die 20 Euro pro Tag kosten würde, addiert sich das auf den Monat gerechnet auf 500 – 600 Euro. Und dann kommt das Autofahren hinzu.
Ich will nicht Angst und Schrecken verbreiten, knapp 5.000 Kilometer bin ich unfallfrei in zwei Monaten gefahren, aber auf den emiratischen Straßen ist höchste Aufmerksamkeit geboten. Trotz Radarkontrollen in einer noch nie erlebten Dichte, die angezeigte Höchstgeschwindigkeit hat in der Regel eine Toleranz von 20 km/h, ist Autofahren ein besonderes Erlebnis. Überholt wird links und rechts, im Kreisverkehr, wenn nicht die nächste Ausfahrt genommen wird, nie die rechte Spur nehmen, denn dreispurig rein heißt auch dreispurig raus. Daran kann man sich schnell gewöhnen.
Hupen und Lichthupen sind ein beliebtes Spielzeug, nicht aus der Ruhe bringen lassen. Erstaunlich, wie wenig Unfälle wir gesehen haben. Die meisten für uns sichtbaren Unfälle sind während der Regentage passiert. Natürlich kann ich als rüstiger Rentner auch Strecken zu Fuß bewältigen. Aber bei Temperaturen um die 25 – 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit, von den Sommermonaten ganz zu schweigen, ist das Überbrücken von Entfernungen zu Fuß nicht die Option erster Wahl.
Fortsetzung morgen.