Vier Emirate in zwei Tagen
Das hört sich nach Stress an. War es aber nicht. Die Hauptstädte der Emirate Sharjah und Ra´s al-Chaima liegen nur 95 Kilometer entfernt. Es war zwar aufgrund des Verkehrs kein „Easy Driving“, aber wir haben entspannt Abu Dhabi um 9am verlassen und sind entspannt so gegen 5pm nach einigen Stopps in Ra´s al-Chaima angekommen. Sharjah, Ajman, Umm al Quwain und Ra´s al Chaima sind die vier nördlichen Emirate, die wie an einer Kette gereiht am Arabischen Golf Richtung Oman liegen. Emirate, die deutlich hinter Dubai und Abu Dhabi zurückfallen, wird der gegenwärtige touristische Verkehrswert als Kriterium genommen. Dabei haben alle vier Emirate interessante Schmuckstücke im Angebot.
Sharjah grenzt unmittelbar an Dubai. Die Dichte älterer Wolkenkratzer ohne WOW-Effekt ist überwältigend. Sharjah ist mehr Vorstadt von Dubai als Glitzermetropole. Alkohol ist aus dem öffentlichen Leben verbannt. Nachtleben Fehlanzeige. Wer die Nähe zum wahren arabischen Leben mit günstigeren Preisen sucht, kann hier fündig werden. Sharjah punktet mit Wissenschaft, Kultur und Traditionspflege.
Besucht haben wir den Zentralmarkt, auch Blauer Souk genannt, und die Al Noor Moschee an der Khalid-Lagune.
Zu erreichen über die Corniche Street. Wie schon vor zwei Jahren, bei meinem ersten Besuch in Sharjah, ein nerviges Stop and Go. Ohne Navigationsgerät wären wir verloren gewesen. Tourismus spielt hier eine Nebenrolle, Industrie und Handel bestimmen die Wirtschaft.
Fließender Übergang zu Ajman, das komplett von Sharjah eingeschlossen ist. Ajman ist das kleinste der sieben Emirate. Die Herrscherfamilie der Al-Nuaimi legt selbstverständlich Wert auf Unabhängigkeit. In Ajman ist alles deutlich unspektakulärer als in Sharjah, obwohl der weiße Strand und die Luxushotels durchaus für Touristen interessant sind. Darüber hinaus wird in Ajman wenig bis nichts geboten.
Umm al-Quwain ist das Gegenteil von Verdichtung. Viel Wüste, kaum Hochhäuser. Flachbauten und Bauruinen bestimmen das Bild. Wird in Dubai Exotik inszeniert, kommen wir jetzt zum Tagesordnungspunkt „Ungeschminkte Exotik“.
Wer Umm al-Quwain mit Dubai vergleicht, ist eigentlich unfair, muss zu dem Schluss kommen, dass er in der dritten Welt ist. Die Wirtschaft des Emirats lebt vom Fischfang und vom Länderfinanzausgleich. Öl- und Gasvorkommen gibt es nicht. Böse gesprochen ist das Emirat ein Sanierungsfall. Neben dem Dreamland Aquapark liegt das Barracuda Beach Resort. In die Jahre gekommen, aber immer noch berühmt, nicht mehr berüchtigt, für seinen Alkoholverkauf. Mit Duldung der Herrscherfamilie war das Resort über Jahre der einzige Laden in den Vereinigten Arabischen Emiraten, in dem Alkohol für den Verzehr zu Hause legal gekauft werden durfte. Und dementsprechend eine emiratische „Wallfahrtstätte“. Mittlerweile ist das Monopol verschwunden.
Wenige Kilometer vom Barracuda Beach Resort entfernt beginnt das nördlichste Emirat Ra´s al-Chaima. Hier haben wir übernachtet, und sind am anderen Tag die Strecke bis hoch zur omanischen Grenze gefahren. RAK, so die Abkürzung, ist ein hoch interessantes Emirat. Industrie mit Zementwerken und Steinbrüchen, die im Übrigen Dubai mit aufgebaut haben. Landwirtschaft mit Orangen- und Datteln-Plantagen. Und Tourismus mit erstklassigen Fünf-Sterne-Luxushotels entlang der Küste. Die Mischung macht es. Die Kombination aus Strandurlaub und natürlicher Exotik im Innern des Emirats mit Ziegen auf den Bäumen oder Kühen an der Hauptstraße wird RAK zu einer vielversprechenden touristischen Destination machen.
Auf dem Rückweg nach Abu Dhabi sind wir die E311 durch die Wüste gefahren. Geht um ein Vielfaches schneller als die E11 mitten durch die Emirate.