Zwei Tage nach Aveiro und Coimbra
Porto ist der ideale Startpunkt für den Besuch von Aveiro und Coimbra. Aveiro, ca. 75.000 Einwohner, ist eine charmante Stadt an der Westküste, 80 Kilometer von Porto entfernt. Charakteristisch für die Stadt sind die Kanäle mit ihren farbenfrohen Booten. In Werbung und Marketing heißt es oft, Aveiro sei das Venedig von Portugal, aber der Vergleich hinkt. Aveiro ist Aveiro, bei weitem kein Venedig mit seinen Gondeln und Brücken.
Viele Touristen fahren für einen Tag nach Aveiro. Ich meine, Aveiro ist mindestens eine Übernachtung wert. Gewohnt haben wir im Hotel „Moliceiro“, direkt am Kanal, und zu der Zeit direkt an der Fan-Zone der Fußball-WM.
In Aveiro gibt es viel zu entdecken und zu erleben. Das Zentrum mit seinen Jugendstilgebäuden, das Fischerviertel, die Routen für Spaziergänger und Fahrräder entlang der Kanäle wie auch eine 50-minütige Fahrt auf den Kanälen. Kostenpunkt: zehn Euro pro Person.
Das Boot fährt in drei Wasserarme, ein Guide erklärt die Gebäude an beiden Ufern und erzählt ein paar Anekdoten zur Geschichte der Stadt. Sympathisch, aber nicht unbedingt ein Spiegelstrich für die „Bucket List“. Dennoch – wer Aveiro besucht, fährt mit dem Boot.
Am nächsten Tag fahren wir nach Coimbra, ca. 70 Kilometer entfernt im Landesinnern. Die Bahnfahrt kostet pro Person 5.50 Euro. Von Porto nach Aveiro bezahlen wir 4.00 Euro. Coimbra liegt idyllisch am Rio Mondego, hat ca. 140.000 Einwohner und ist die älteste Universitätsstadt in Portugal. Es ist deutlich wärmer als in Aveiro.
Nachmittags spazieren wir in die Altstadt, genießen das herrliche Wetter und freuen uns auf die Fado-Vorstellung im Cafe Santa Cruz um 6pm. „Der Fado in Coimbra ist total anders als der Fado hier“, sagt unser Gastgeber in Lissabon. Und in der Tat, die Fadistas in Coimbra sind ausschließlich Männer, die mit ihrem Gesang das andere Geschlecht für sich begeistern wollen. Fado als Sympathie- und Liebeswerben. Die Begleitinstrumente, portugiesische und klassische Gitarre, sind überall gleich.
Wir übernachten im Hotel „Tivoli“ mit einem tollen Blick auf die Universität. Nach dem Frühstück gehen wir zur Standseilbahn am Mercado Municipal, die uns auf den Universitätshügel bringt.
Die Universität, 1290 gegründet und seit 1537 auf Initiative des Königs Joao III fest in Coimbra, zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Für den Besuch des Innenhofes mit Turm, Kapelle und Bibliothek zahlen wir zwölf Euro pro Person. Es lohnt sich. Hier einige Impressionen:
Insbesondere die Bibliothek ist der Magnet auf dem historischen Hügel. Wir erhalten einen Slot für 11:20 und müssen pünktlich am Eingang sein. Mit uns wollen noch mindestens 40 weitere Touristen die alten Werke, es sollen mehr als dreihunderttausend sein, in den goldverzierten Regalen sehen.
Die Situation ist skurril. Da blicken die entspannten Bücher aus dem 16.- 18. Jahrhundert auf die aufgeregten Menschen des 21. Jahrhunderts, die in der Bibliothek zehn Minuten haben, um heimlich Fotos zu machen oder die gediegene Atmosphäre in ihre Erinnerungen aufzunehmen. Der Autor dieser Zeilen, ich muss es gestehen, gehört zu der ersten Gruppe.
Coimbra ist mindestens zwei Übernachtungen wert. Nicht nur aufgrund der Vitalität einer „Stadt der Studenten“, sondern aufgrund der Lage am Rio Mondego und der Gartenanlagen, Klöster, Kirchen und Museen. Auch die kulinarischen Spezialitäten wie Pastéis de Santa Clara (Eier-/Mandelkuchen) und Arrufadas (Hefeteilchen) machen einen Besuch in Coimbra zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Wie sagt ein von Studenten gesungener Fado: „Coimbra hat den größten Zauber in der Stunde des Abschieds“. Ich komme wieder.