Wie ich Malta und Gozo erlebe
Geplant sind 14 Tage, geworden sind es neun. Für eine kurze Reise ist die Differenz von fünf Tagen gewaltig. Der erste Teil, Malta, läuft erwartungsgemäß. Wir sind von Valetta & Co. beeindruckt. Der zweite Teil, Gozo, verläuft unerwartet. Nach zwei Übernachtungen (von sieben gebuchten) brechen wir ab und fliegen nach Düsseldorf zurück. Was ist geschehen?
48 Stunden auf Gozo
Wir kommen am siebten Tag kurz nach Mittag auf Gozo an. Vom Fährhafen in Mgarr bis zu unserem Guesthouse “Sweet Life Gozo” in der Triq Santa Lucija, Kercem, sind es knapp zehn Kilometer, 25 Minuten mit dem Wagen. Alessia, die Tochter des italienischen Gastgebers, öffnet die akkurat weiß gestrichene Eingangstür und weist uns auf der einladenden Terrasse am kleinen Pool in die Gepflogenheiten des B&B ein. Wir sind in Zimmer Nr. 1 untergebracht, ein Doppelzimmer de luxe. Die Gastgeberfamilie ist sehr bemüht, die Eltern von Alessia sprechen wenig Englisch, Alessia, sympathisch und hilfsbereit, beherrscht die Sprache perfekt.
Unser ca. 20 Quadratmeter großes Zimmer mit Patio liegt im Erdgeschoß, sauber, allerdings mit vielen kleinen Accessoires überladen. Wir teilen mit den anderen vier Zimmern einen Living Room und natürlich die Terrasse am Pool. “Sweet Life Gozo” macht einen gepflegten und sauberen Eindruck. Eine ideale Basis, um die Insel zu entdecken.
So fahren wir am Nachmittag des ersten Tages auf Gozo ein wenig über die Insel und hadern schnell mit den Nebenstraßen, die zum Teil in einem grausamen Zustand sind. Dennoch – wir freuen uns auf die Schwesterinsel von Malta, auf Victoria, die Hauptstadt, auf die archäologischen Sehenswürdigkeiten und auf Sandstrände.
Nach einem gemütlichen Ausklang des Tages am Pool, Mücken gestalten den ungemütlichen Teil, ist Bettzeit angesagt. Jetzt erst merken wir, das wir beim Check In versäumt haben, das Bett zu prüfen. Denn die 160 cm mit extrem weicher Matratze und wackligem Gestell sollten der „casus belli“ werden, das auslösende Ereignis für das Ende der Geschichte. Am anderen Morgen stehen meine Frau und ich mit veritablen Rückenschmerzen auf, schauen auf unsere von OURA aufgezeichneten Schlafwerte, und fühlen uns irgendwie nicht erholt. Understatement! Alessia bedauert, uns kein anderes Zimmer geben zu können, da alle anderen Zimmer die nächsten Tage ausgebucht sind. Sie verspricht jedoch, sich um das Problem zu kümmern.
Als wir am späten Nachmittag ins Guesthouse kommen, sehen wir, dass Alessia die Matratze hat austauschen lassen. Diese ist nun doppelt so dick, das klapprige Gestell allerdings hat den Matratzenwechsel unbeschadet überstanden. Wir hoffen auf Besserung, doch vergebens. Auch die zweite Nacht ist anstrengend, zwar besser als die erste Nacht, aber immer noch ohne wirklichen Erholungswert. Fünf Nächte stehen uns noch bevor. Was tun?
Nach dem Frühstück bietet Alessia an, mit Booking.com zu telefonieren, sodass wir mit einer Rückerstattung aus unserem Vertrag kommen und die verbleibenden fünf Nächte anderweitig verbringen können. Booking.com stimmt zu. Es ist kurz nach 11am, und wir sind plötzlich ohne Unterkunft. Zunächst schauen wir nach Alternativen, finden allerdings nichts, was verfügbar ist und uns zu einem vernünftigen Preis (wie im “Sweet Life Gozo”) gefällt. Wir können natürlich wieder zurück nach Malta und dort die restlichen fünf Tage bleiben. Das wollen wir aber nicht. Die Ultima Ratio tritt ein. Anruf bei der Lufthansa und Umbuchung unseres Rückfluges. Mal sehen, was uns LH anbieten kann. Und siehe da, es klappt. Die Umbuchung vom 28. September auf den 23. September zu akzeptablen Kosten gelingt. Um kurz nach 2pm verlassen wir “Sweet Life Gozo” und fahren mit der Fähre nach Malta zurück. Die letzte Nacht verbringen wir im Maritim in Mellieha.
Netto sind wir zwei Tage auf Gozo. Eine im Vergleich zu Malta grüne Insel mit interessanten kulturellen Spots. Einige können wir in diesen zwei Tagen besuchen, viele bleiben für uns unentdeckt. Gozo als Strandurlaub? Wir besuchen die Ramla Bay, sind aber vom roten Sandstrand mit römischen Ruinen leicht enttäuscht. Wir besuchen die Xlendi Bay, nett, aber nicht wirklich eindrucksvoll. Wir besuchen einen der der ältesten Tempel der Welt, sicher ein archäologisches Highlight, für mich allerdings mal wieder die Erkenntnis, zum Archäologen bin ich nicht geboren.
Natürlich hätten wir noch die drei Insel-Basiliken und ein Weingut besucht sowie einen ausgedehnten Spaziergang durch die Hauptstadt Victoria inklusive Zitadelle gemacht. Such is life. Sieben Tage Gozo wären allerdings definitiv zu viel gewesen. Drei bis vier Tage scheinen mir ausreichend, denn Gozo ist mit einer Fläche von 67 Quadratkilometer sehr überschaubar und trotz gewöhnungsbedürftiger Straßen in relativ kurzer Fahrzeit zu entdecken. Für mich leider keine “eigenständige” Perle im Mittelmeer, sondern nur eine ideale Ergänzung zu Malta. Die kleine Schwester wird für mich immer kleine Schwester bleiben.
Malta – wie erlebe ich den ersten Teil der Reise?
Zusammengefasst, ich bin nach sieben Tagen sehr positiv gestimmt. Der Erfahrungsreigen beginnt mit der Taxifahrt in die Stadt. An einem Taxi Booth im Flughafen bezahle ich einen Festpreis für die Fahrt zum Ziel, Stress mit gierigen Taxifahrern entfällt. Sehr professionell organisiert. Unsere charmante Unterkunft in St. Julian´s, das “J´Me Boutique Hotel” in der Birkirkara Road 43, ist ein Volltreffer. Freundliches und hilfsbereites Personal, 400 Meter bis zur Balluta Bay.
Der Öffentliche Nahverkehr mit Bussen ist hervorragend – hohe Zuverlässigkeit und geringe Kosten. Die Restaurants sind durch die Bank gut – schlecht haben wir nie gegessen. Besonders erwähnenswert ist BOLT, nein, nicht der Usain aus Jamaika, sondern der Taxiservice, quasi wie UBER, der wahnsinnig schnell den Gast abholt und erstaunlich kostengünstig ist.
Wir haben nie länger als vier Minuten gewartet und beispielsweise für die Fahrt zum Flughafen nur 16 EUR bezahlt. Mit einem konventionellem Taxi hätte es mindestens 25 EUR gekostet, ein „gutes“ Verhandlungsergebnis vorausgesetzt. Sehr beliebt die oft dreistündige HAPPY HOUR, zwei Cocktails für den Preis von einem,
die generell günstigen Preise für Warm-und Kaltgetränke, Large Cappuccino für zwei Euro, ein Pint, je nach local oder international, für 2.50 – 4.00 Euro. JA, Malta hat ein sehr akzeptables Preisniveau und eine beachtliche Qualität in der Gastronomie. Hervorragend haben wir etwa im „TemptAsian“ im Hotel AX The Palace gegessen, ein Genuss in Qualität und Service.
Ein Spaziergang über die etwa ein Kilometer lange Republic Street, größtenteils Fußgängerzone, ist ein Erlebnis. Ob Großmeisterpalast, Nationalbibliothek, St. Johns Cathedral, Parlament, Opernhaus oder Justizpalast – ein Höhepunkt jagt den nächsten.
Wunderschön der Blick von den Upper Barrakka Gardens, eine öffentliche Parkanlage auf der St. Peter und St. Paul Bastion.
Intensiv nutzen wir drei Ausfahrten mit Hop On – Hop Off für 40 Euro pro Person: Die Nord-Tour, die Süd-Tour und eine Hafenrundfahrt. Darüber schreibe ich einen separaten Beitrag. Ein weiterer Artikel deckt sieben ausgewählte maltesische Sehenswürdigkeiten und „Issues“ ab. Und last but not least mal wieder ein paar Impressionen von den diesmal eher seltenen Spaziergängen.