Hawaii – Aloha und Mahalo
Wer kennt ihn nicht, den Klassiker von Paul Kuhn über Marianne, die unbedingt nach Hawaii möchte: “Es gibt kein Bier auf Hawaii, es gibt kein Bier. D’rum fahr’ ich nicht nach Hawaii, d’rum bleib ich hier. Es ist so heiß auf Hawaii, kein kühler Fleck, und nur vom Hulahula geht der Durst nicht weg“. Wer liebt sie nicht: die Hawaii Pizza und den Hawaii Toast. Die Hawaii Pizza wurde 1962 in Ontario erfunden, der Hawaii Toast 1955 in Deutschland erstmals vorgestellt.
Hawaii steht für Sonne, Ananas, Hula Hula, Surfen, Waikiki. Hawaii gilt als Paradies auf Erden, aber auch als das Mallorca für Japaner. Und Hawaii steht für die größte Schmach der USA vor 9/11: Pearl Harbour. Was wird uns in Hawaii erwarten? Ja, es heißt richtig in Hawaii und nicht auf Hawaii, da es ein Bundesstaat aus 131 Inseln ist. Die größte Insel heißt hier nur Big Island, offiziell Hawaii. Ort für den Ironman, der am 13. Oktober 2018 stattfindet.
Wir entscheiden uns bei der Planung der „Round The World“ – Tour für zehn Tage Oahu / Honolulu. Nach diesen zehn Tagen und zahlreichen Gesprächen mit Locals stellen wir fest: wir hätten noch eine zweite Insel besuchen sollen. Oahu mit Honolulu ist zwar die Hauptinsel, aber im Vergleich zu Big Island, Maui oder Kauai ohne spektakuläre Naturerlebnisse. Sieben Tage Sightseeing und Relaxen in Honolulu / Oahu und drei Tage Insel Nummer 2 wären ideal gewesen. Flächenmäßig ist Big Island mit 10.433 Quadratkilometern die größte Insel (173.000 Einwohner), gefolgt von Maui mit 1.883 (118.000 Einwohner), Oahu mit 1.545 (953.000 Einwohner) und Kauai mit 1.431 (64.000 Einwohner). Bezogen auf die Zahl der Einwohner spielt die Musik unangefochten auf Oahu. Wir haben die zehn Tage in Honolulu sehr gut „überstanden“. Doch der Reihe nach.
Bier. Es gibt hervorragendes Bier in Hawaii. Meine Lieblingsbrauerei ist die Kona Brewing Company, die ihr HQ auf Big Island hat. Longboard Island Lager, Big Wave Golden Ale oder das Hula Hefeweizen trinke ich mit Genuss. Auf ausländische Biere verzichte ich weitgehend. Bis auf Sapporo Bier beim Japaner.
Hawaii Pizza und Hawaii Toast. Fehlanzeige. Kein Vermerk auf irgendeiner Speisekarte. Unsere kulinarischen Anlaufpunkte in Honululu sind: The Cheesecake Factory, Spaghetti Factory (hervorragend, kannte ich bis dato nicht), japanische Restaurants im Waikiki Yokocho, die Restaurantebene im 3. Stock des „International Market Place“ (tolles Open Air-Einkaufszentrum) und Starbucks. Apropos Starbucks. Wir sind dort jeden Morgen zum Frühstück und oft auch tagsüber mit unseren Laptops.
Hula. Der traditionelle hawaiianische Tanz hat nichts mit dem Hula-Hoop-Reifen zu tun. Die Choreografie ist reglementiert, sie erzählt Geschichten. Zweimal erleben wir Aufführungen, die eher edukativen Charakter haben. Auf große touristische Shows verzichten wir. Die Bedeutung des Hula für die hawaiianische Kultur kommt am besten in einem Satz eines früheren Königs zum Ausdruck: „Hula is the language of the heart and therefore the heartbeat of the Hawaiian people“ .
Ananas.Wir sind natürlich zur Dole Plantage gefahren und dort in den Pineapple Express eingestiegen. Mehr dazu im Blog-Beitrag „ Aloha – Typisch Hawaii“.
Surfen. Ja, Oahu ist eine Surfer-Hochburg. Die saisonale Hochzeit liegt zwischen Oktober und März. Insbesondere Haleiwa ist der Hot Spot schlechthin. Surfer prägen auch das Stadtbild von Waikiki. Die Wellen im September sind in der Höhe bescheiden, haben aber eine beeindruckende Kraft, wenn sie Richtung Strand „laufen“ und sich wieder ins Meer zurückziehen. Das merken wir im Wasser, und auch bei dem Versuch, wieder festen Strandboden zu erreichen.
Es hätte mich schon gereizt, auch mit 65, einen Anfänger-Surfkurs zu belegen. Aber dafür sind zehn Tage zu kurz, zumindest ist dies mein Argument, bei den vielen sonstigen Programmpunkten und den Relax-Einheiten. Missed Opportunity. Obwohl, wo ein Wille, da ein Weg. Der hat wohl bei mir in letzter Konsequenz gefehlt. Ich werde allerdings auch in der zweiten Hälfte unseres Aufenthaltes fauler, bequemer, will in den Tag hineinleben, will keine geplanten „Termine“. Liegt das am hawaiianischen Lebensgefühl? Ich schaffe es auch nicht, ein Fahrrad zu mieten. Hier mein Argument: zu heiß, zu schwül, keine sicheren Fahrradwege in der Stadt.
Waikiki. Ein Traum? Nicht wirklich. Stadtteil und Strand sind zwar das Aushängeschild von Hawaii, aber atmosphärisch nur bedingt zum Wohlfühlen geeignet. Honolulu ist eigentlich eine Stadt, die sich an den Hängen der Berge hochzieht und mit prächtigen Villen am Wasser, vor allem in der Diamond Head Road, punktet. Verdichtung, hoch hinaus, ist typisch für Downtown und Waikiki. Dennoch gehen wir sehr gerne abends bei angenehmen Temperaturen auf der Kalakaua Ave, direkt am Waikkiki Beach, flanieren. Mit uns sind Tausende auf der Straße. Der ein oder andere Mai Tai wertet den Spaziergang auf. Warum ist der der Waikiki Beach weltweit so berühmt? Ich gehe auf Spurensuche. Mehr dazu im Blog-Beitrag „Faszination Waikiki“.
Park Shore Waikiki. Unser Hotel. Eine bessere Lage kann man sich kaum wünschen. Wir verlassen das Hotel und sind nach 30 Metern am Waikiki Beach. Welch ein Luxus. Unser Zimmer ist nicht der Brüller, recht spartanisch eingerichtet. Direkt neben dem Hotel liegt Starbucks. Da unsere Buchung ohne Frühstück ist, wird Starbucks zum zweiten Anker in Honolulu. Morgens zum Frühstück und tagsüber für die Arbeit mit dem MacBook. Denn im Zimmer (zwar mit Bank und Kommode, aber ohne Stuhl und Tisch) und in der Lobby (ohne Klimaanlage) ist längeres Arbeiten nicht möglich. Direkt neben dem Hotel liegt auch ein ABC Store, bis 24:00 Uhr geöffnet. Hier kaufen wir die für den Alltag notwendigen und aufmunternden Dinge wie Wasser, Bier, Wein oder Süßigkeiten.
Als Touristen-Hotspot ist Waikiki kein Schnäppchen. Unser Übernachtungspreis, Hotel über Booking.com gebucht, ist im Grunde akzeptabel. Zusatzkosten werden bei der Buchung nicht explizit aufgeführt. Allerdings hätten wir das Kleingedruckte lesen sollen. Denn da steht, dass das Hotel eine sogenannte Amenity Fee pro Tag erhebt, eine Gebühr für Annehmlichkeiten des Hotels. Die da sind: WIFI, Handtücher für den Beach / Pool, Kaffee und Tee in der Lobby, Yoga- und Fitnesskurse oder ein freier Shuttle zum Ala Moana Shopping Center. Ein Betrag wird allerdings nicht genannt.
So wird der Gast, der sich vorab nicht erkundigt, beim Check-Out böse überrascht. 25 Dollar pro Tag sind on top zu zahlen, das sind in unserem Fall 20 Prozent überraschende Mehrkosten für unser Zimmer. Für einen ungenießbaren Kaffee in der Lobby, für WLAN auf dem Zimmer, das bei Booking.com als fester Bestandteil des Übernachtungspreises aufgeführt wird. Gerade bei Booking.com, das haben wir seit August 2016 gelernt, ist genaues Lesen des Angebots notwendig.
Rent a car. Wir mieten einen Wagen für drei Tage. Bei zehn Tagen Aufenthalt wären durchaus vier Tage sinnvoll gewesen. Unsere übliche Kategorie umfasst Polo, Clio oder Honda Civic. Als wir bei Alamo in Waikiki unseren Wagen abholen, sehe ich nur SUVs auf dem Hof und ein glänzendes rotes VW Beetle Cabrio. „This is your car“. Ja, warum nicht. Ein Neuwagen, erst 686 Meilen gefahren, schnittig. Nach drei Tagen will ich den Beetle gar nicht mehr zurückgeben, so elegant und angenehm fährt er sich. Benzin ist relativ preisewert. Eine Gallone (3.78 Liter), 92 Premium, kostet 3.84 Dollar. Also pro Liter Super Benzin 87 Cent. Autofahren auf Oahu ist easy, die Straßen sind überwiegend in Ordnung und die Autofahrer rücksichtsvoll.
Paradies. Sicher nicht. Dafür ist Honolulu in Waikiki zu sehr verdichtet, zu sehr touristischer Hot-Spot. Paradiesische Gefühle kommen eher in Kauai auf, so die Insider. Aber wir suchen in diesen zehn Tagen auch nicht das Paradies. Es ist ein insgesamt runder Aufenthalt, ein Mix aus Nichts-Tun, was bei 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit auch nicht schwerfällt, Arbeiten am Blog, Schwimmen im Pazifik, Promenieren am Strand, Kennenlernen von Honolulu und Ausflüge mit dem roten Beetle. Ohne getrieben zu werden von einer Must See-Liste. Kein Tantalus Look Out, kein Shangri-La, kein Koko-Krater. May be next time.
Mallorca für Japaner. Irgendwie ja, denn mehrmals täglich fliegt Japan Airlines (JAL) mit dem A 380 von Tokio nach Honolulu. Vor allem zu Beginn kommt mir Honolulu wie die Hauptstadt einer japanischen Präfektur vor. Japaner dominieren das Stadtbild. Jährlich kommen mehr als 1.5 Millionen japanische Touristen zum Urlaub nach Oahu. An der Kalakaua Ave gibt es die T-Galleria, ein Einkaufstempel mit drei Etagen, der speziell für japanische Touristen alle nur denkbaren Luxusgüter dieser Welt duty free anbietet. Honolulu hat eine sehr ausgeprägte japanische Infrastruktur. Darunter hervorragende Restaurants. Angenehm ist, das die Japaner dezent und leise auftreten. Wenn es laut wird, sind es meist die jüngeren Touristen aus den USA. Zum Thema Japan lesen Sie auch meinen Blog-Beitrag „Ziemlich beste Freunde“.
Homeless People. Dies nur kurz als notwendige Ergänzung zum touristischen Hype. Es ist leider Fakt, dass Menschen auf der Straße leben. In Honolulu gibt es besonders viele davon. Sie halten sich tagsüber vor allem in den Pavillons am Waikiki Beach auf, schlafen auf dem Kunstrasen oder sitzen abends vor den zahlreihen Restaurants an der Kalakaua Ave und bitten höflich um „Some change“. In unmittelbarer Nähe liegt die Waikiki Polizeiwache.
Unsere drei Highlights. Der Hawaii-Hemden Laden Bailey´s Antiques in der 517 Kapahulu Ave, Pearl Harbour (Mehr dazu in meinem Blog-Beitrag: „Reise in die Vergangenheit“) und der Diamond Head (Mehr dazu in meinem Blog-Beitrag „Vor den Preis haben die Götter den Schweiß gesetzt“). Nicht so beeindruckt sind wir von den Stränden auf Oahu. Auch Waikiki Beach (Mehr dazu in meinem Blog „ Faszination Waikiki“) ist nicht das non plus ultra. In der Karibik haben wir Strände kennengelernt, die geeignet sind, Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Waikiki gehört nur eingeschränkt dazu. Waikiki hat allerdings den Vorteil der unglaublich intensiven Wellen, die es in der Karibik so nicht gibt.
Hawaii ist eine klassische Urlaubsdestination. Sieben Tage, 14 Tage, drei Wochen. Wunderbar. Mehrere Monate könnte ich dort nicht leben. Für mich ist Hawaii keine Destination für ein Überwintern, obwohl die klimatischen Bedingungen von Oktober bis März attraktiv sind. Ich könnte dort nicht leben, weil
- ich die Vielfalt einer Großstadt liebe, sportlich, kulinarisch und vor allem kulturell. Gerade dieser letzte Punkt ist in Hawaii, abgesehen von lokaler Kultur, nur bedingt vorhanden. Mir fehlt der inspirierende, animierende kulturelle Input. Leider „geht nur vom Hula Hula“ dieser Anspruch nicht weg.
- ich nicht in einer fokussierten Touristen-Hochburg leben möchte. Die Preise sind entsprechend hoch, die Servicementalität den Touristen angepasst.
- ich mich nach wie vor schwer damit tue, die Trinkgeld-Mentalität in den USA zu akzeptieren. Ja, ich verstehe, dass die Servicekräfte vom Trinkgeld abhängig sind, weil sie ein kleines Grundgehalt haben. Aber diese Selbstverständlichkeit, mit der das Trinkgeld im Bereich 15 – 24 Prozent eingefordert wird, unabhängig von der Qualität im Service, ist mir immer noch fremd.
Hawaii, seit 1959 der 50. Bundesstaat der USA, ist auf jeden Fall eine Reise wert. Wenn auch für Europäer die Anreise lang ist und das Kostenniveau hoch. Für einen reinen Badeurlaub gibt es sicher bessere Destinationen. Wer allerdings einen Mix aus Hype, Natur, Strand und hawaiianischer Kultur erleben möchte und nicht auf Budget leben muss, der ist in Hawaii richtig. Insel-Hopping highly recommended.
Ach ja, Nachsatz: Politisch ist mir Hawaii willkommen, denn hier erhielt der Twitter-Präsident bei den Wahlen im November 2016 die wenigsten Stimmen von allen Bundesstaaten.