Rund um den Lake Michigan (III)
Mackinaw City hat weniger als 1.000 Einwohner und liegt im Norden von Michigan zwischen Lake Michigan und Lake Huron. Morgen will ich Mackinac Island besuchen. Ein Idyll ohne Autos, dafür mit Pferdekutschen und Fahrrädern.
20.Juni. Unser kitschiges Themenhotel, die Amerikaner scheinen es zu lieben, hat das erweiterte kontinentale Frühstück mit im Zimmerpreis von 140 Dollar pro Nacht. Dieses Angebot Frühstück zu nennen, ist jedoch ein Marketing-Gag der besonderen Art. Der Toaster auf dem Tisch, allerdings kein Toast. Nur Bagels und süße Gebäck-Teilchen. Kein Käse, keine Wurst. Orangensaft und Joghurt im Mini-Kühlschrank. Und als Zugabe Plastikbesteck und für den Kaffee Styroporbecher. Die „Entsorgungstonne“ steht direkt neben dem Frühstückstisch. Wohl bekomms.
Ich gehe knapp zehn Minuten bis zur Shepler`s Ferry, die zwischen 15 und 20 Minuten bis Mackinac Island braucht und 22 Dollar hin und zurück kostet. Wir drehen eine Extraschleife und passieren die acht Kilometer lange Mackinac Bridge, auch Mighty Mac genannt.
Beim Anleger auf Mackinac Island begrüßen mich Hunderte von Fahrrädern und auf der Hauptstraße Dutzende von Pferdekutschen, das Haupt-Transportmittel auf der Insel für Menschen und Güter. Ich entscheide mich gegen ein Fahrrad, damit gegen eine Inselumrundung, und für einen entspannten Spaziergang im südlichen Teil der Insel. Die Dame in der Tourismusinformation zeichnet mir den Weg exakt ein.
Von der Main Street biege ich links am Marquette Park in die Fort Street ab, gehe am Fort Mackinac, eine Festung aus dem 18. Jahrhundert, vorbei in den Wald und bin nach 20 Minuten am Arch Rock, ein imposanter Kalkstein-Torbogen. Zweifelsohne der touristische Magnet auf der Insel. Analog zu den Bussen, die andernorts ihre Touristenladungen ausspucken, sind es hier die Pferdekutschen. Gleiches Prinzip. Munteres Gedränge.
Weiter gehe ich über die Rifle Range Road zum Fort Holmes, das auf dem höchsten Punkt der Insel liegt. Ein grandioser Blick. Dann über die Fort Holmes Road zum Sugar Loaf Rock, ein mächtiger Felsen mitten in der Natur. Hier genieße ich die paradiesische Ruhe am Point Lookout, denn ich bin für fast 25 Minuten der einzige Besucher. Ein wohltuender Kontrast zum Arch Rock.
Am Mackinac Island Friedhof vorbei geht es über die zahlreichen Kutschen-und Pferdeställe zum legendären Grand Hotel.
Der Eintritt in das Areal des Grand Hotels kostet 10 Dollar. Im späten 19. Jahrhundert gebaut, war das Grand Hotel Schauplatz für den Filmklassiker „Somewhere in Time“ und luxuriöse Übernachtungsstätte für Präsidenten, Schriftsteller und Schauspieler. Ich bin vom Interieur der Lobby, aber auch von den Tapeten in den Zimmern, deren Tür offenstand, wenig beeindruckt. Fantastisch jedoch die Veranda, die angeblich die weltweit größte aller Hotelterrassen ist. Ich setze mich in einen der zahlreichen weißen Schaukelstühle, bestelle ein Bier für acht Dollar und genieße den Blick auf die Gärten des Hotels und auf den Lake Michigan. Einfach herrlich! Vor mir wehen die amerikanischen Flaggen im Wind und ich denke an unser Themenzimmer „Somewhere in Time“. Um 5:30pm nehme ich die Fähre zurück.
21.Juni. Die erste Tankfüllung steht an. Bezahlen entweder mit Kreditkarte an der Zapfsäule oder mit Kreditkarte an der Kasse. An der Kasse zahle ich vorab, das heißt, ich lege den genauen Betrag fest, dieser wird für die Zapfsäule programmiert und der Tankvorgang endet automatisch mit der vorgegebenen Summe. Tanken ist preiswert. Für die Gallone, 3,79 Liter, zahle ich zwei Dollar siebzig. In dieser Hinsicht macht Autofahren Spaß. Bei der Nutzung der Verkehrsinfrastruktur weniger. Die Straßen, Highways eingeschlossen, sind kein Ruhmesblatt. Der Investitionsstau bei Straßen und Brücken scheint enorm.